Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Wiegen- oder Staffelberg

Dieser Hügel liegt zwischen Fürstenfeldbruck und Schöngeising und ist in der Gegend bekannt als ein solcher, wo man früher viele Zaubereien und Spuk erfahren konnte; deshalb nannte man ihn auch den Hexenberg.

Eines Abends gingen drei Männer aus Schöngeising von Fürstenfeldbruck noch spät nach Hause. Als sie an den Staffelberg kamen, erblickten sie zu ihrem größten Erstaunen ein schönes Wirtshaus, das hell erleuchtet war. Die drei sahen einander an, als ob jeder fürchte, er täusche sich für seine Person. Da sie sich aber überzeugten, daß sie wirklich ein Wirtshaus vor sich hätten, in dem es lustig zuging, so beschlossen sie endlich, einzukehren und zu sehen, was es gebe.

Als sie nun eintraten, fanden sie ein lustiges Leben; es wurde getanzt, gespielt und getrunken, wie wenn Kirchweih wäre oder Hochzeit, und zwei von den Männern machten auch mit. Sie tanzten und spielten und tranken und gewannen viel Geld. Der dritte aber sah alles für Zauberei an und wollte nicht mithalten. Da man ihn aber zum Trinken nötigte, stellte er sich an, als ob er trinke, und schüttete alles in seinen weiten Stiefel.

Die Lustbarkeit ging so fort, bis der Morgen zu grauen anfing. Da läutete man den englischen Gruß, und wie auf ein Zauberwort waren Wirtshaus, Tanz und Spiel und lustige Gesellschaft verschwunden. Die zwei Männer aber, die so tapfer gespielt und gesoffen hatten, befanden sich in einem Sumpf, und als sie nach ihrem Geld griffen, hatten sie statt dessen lauter Roßmist in den Taschen. Der dritte aber, der mäßig geblieben war, saß ganz trocken auf einem Fichtenstock und verlachte nun seine Mitbrüder, die sich im Kot wälzten.

Die Wilde Jagd hat man an diesem Platz oft gehört, und feurige Männer, Lärmen und Schreien auf ganz sonderbare Weise sind nichts Seltenes. Auch das Hoimännlein wird gehört, wenn Wanderer zur Nachtzeit vorübergehen.

 


 


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