Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Sankt Emmeram

Von A. Schöppner.

        Sankt Emmeram, der Gottesmann, ergriff den Pilgerstab,
Zu wandeln nach Italia zu der Apostel Grab.

O Heiliger, du wandelst fürbaß in deinen Tod:
Die bösen Geister wüten, die Tat der Hölle droht.

Des Bayernfürsten Tochter, die schöne Uta, war
Der jungfräulichen Würde durch einen Ritter bar.

Was sollte sie beginnen? Schon reift der Sünde Frucht,
Bald wird von ihrem Vater der Sünderin geflucht.

Da keimt ein Rat der Hölle in ihrem Sinn empor –
O Gott, die Wahnbetörte, sie leiht ihm willig Ohr.

»Du trittst vor deinen Vater und klagst den frommen Mann,
Der jetzt gen Rom gepilgert, des Ehrenraubes an.

Wie kann's dem Pilger schaden, der fern von hinnen weilt,
Den nicht so leicht die Rache im fremden Land ereilt?«

Dem bösen Rate folget die unglücksel'ge Maid,
So wird der fromme Bischof der Lastertat gezeiht.

Wie das der Herzog höret, er traut den Ohren kaum,
Doch rasch gewinnt der Argwohn in seinem Herzen Raum.

Und wie ein Tiger wütet Landpert, des Herzogs Sohn:
»Weh dir, verfluchter Pfaffe! Du sollst empfah'n den Lohn!«

Es schwingt der Wutentflammte zur Stunde sich aufs Roß,
Mit Sturmeseile sauset hinaus der wilde Troß.

Und schäumend fliegen Reiter und Roß durch Flur und Wald,
Bei Helfendorf erjagen den heil'gen Mann sie bald.

Da ward nicht lang gerichtet, da zuckten Schwerter blank;
Von Landperts Stahl getroffen der Heil'ge niedersank.

Er sank, den Blick zum Himmel erhoben mild und rein,
Ums Haupt der Unschuld Leuchten wie Abendsonnenschein.

Sein Blut, das reich geflossen – es ward ein Frühlingssaft
Dem Baum der Christuslehre zu neuer Triebeskraft.

 


 


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