Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Werner von Kalbsangst

Westlich von Kempten, in der Entfernung einer halben Stunde, erhebt sich der wegen seiner Umsicht viel bestiegene Marienberg, auf dem ehedem das Schloß Kalbsangst stund. Nach einer alten Handschrift des ersten Abtes Andegar († 2. November 796) des von der Kaiserin Hildegard gestifteten Klosters zu Kempten existierte diese Burg schon um die genannte Zeit. Während der letzten Jahre des Kampfes zwischen den Gegenkönigen Philipp und Otto soll eine große Unordnung im Kloster zu Kempten geherrscht haben.

Während ein Ritter mit Namen Guido auf Hilarmont (Burghalde) als Vogt des Stiftes saß, verweilte der Abt Werner von Kalbsangst auf dem Schloß gleichen Namens, achtete blutwenig auf die Regeln seines Ordens und überließ sich einem frivolen Leben. Als am Morgen eines Festtages der Abt zur Messe ins Kloster nach Kempten hinabreiten wollte, fand man ihn tot in seinem Gemach. Nach der Sage sollen Raben mit feurigen Schnäbeln und Krallen den Leichnam zerrissen und durch die Lüfte entführt haben.

Nach diesem rätselhaften Ableben soll es dann im Schloß nicht mehr geheuer gewesen sein. Es blieb seitdem unbewohnt und zerfiel in Trümmer. Heutigen Tages sieht man nur mehr schwache Spuren vom Mauerwerk, dagegen noch ziemlich gut den Graben und den Weg, der dazu hinführte.

Abt Werner war am 27. März 1208 gestorben. Sein Nachfolger in der Abtei war Wolfgang von Königsegg, der in Führung der Geschäfte große Klugheit bewies, aber das Stift nur zwei Jahre verwaltete.

 


 


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