Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Teufelskanzel bei Illschwang

Vor alten Zeiten kam ein heiliger Mann nach Illschwang und predigte den Heiden die Lehre vom Kreuz. Es war etwas Wunderbares in seinem Wesen, und die Gewalt seiner Rede verwandelte die Herzen derer, die ihn hörten, so daß die Zahl der Bekenner Christi von Tag zu Tag zunahm.

Dies sah der Teufel mit großem Verdruß, und er dachte, wie er das gute Werk wieder zerstören sollte. Also schlug er auf einem Felsen im Wald seine Kanzel auf und predigte zur Nachtzeit dem herbeiströmenden Volk. Er hatte mehr Zuhörer als der heilige Mann, denn er ermahnte die Leute, fleißig zu essen und zu trinken, zu hetzen und zu raufen und allen Wollüsten des Fleisches den Lauf zu lassen.

Bald lästerten des Teufels Zuhörer über den heiligen Mann, der bei Tag das Wort Gottes verkündigte, und sie beschlossen, ihn des Nachts in seiner Hütte zu erwürgen. Als sie aber dorthin kamen, fanden sie ihn nicht, denn er war hinausgegangen in den Wald, um zu beten.

Frühmorgens, als er heimkehrte, standen Heiden vor seiner Hütte. Da trat er mitten unter sie, hielt ihnen ihre bösen Gedanken und Mordgelüste vor und ermahnte sie, sich taufen zu lassen und sich zu bekehren, sonst würden sie eines schrecklichen Todes sterben.

Da stürzten die Heiden dem Gottesmann zu Füßen, bekannten ihre Schuld und empfingen die Taufe. Danach wurde eine christliche Kirche zu Illschwang erbaut gegenüber der »Teufelskanzel«. Die steht noch heutigentags turmhoch im Wald.

 


 


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