Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die drei Wasserfrauen

Von L. Braunfels. – Zwischen Sennfeld (bei Schweinfurt) und dem Main hieß ein stehendes Wasser vorzeiten das Schwarze Loch.

      Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih,
Sagt, wo kann es lust'ger sein?
Flöten klingen, Pfeifen gellen;
Heißa, tanzen die Gesellen
Mit den blonden Mägdelein.

Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Blinkt der Abendstern herein;
In den Saal, den kerzenhellen,
Treten zu den Tanzgesellen
Grünen Haars drei Mägdelein.

Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Braust der Tanz wie stürm'sche See;
Mit den fremden Frau'n in Reigen,
Welch ein Fliegen, Wiegen, Neigen!
Wilde Wonne, wildes Weib!

Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Flüstert's leise dort und hier:
»Mägdlein mit dem grünen Haare,
Kehrst du auch zum nächsten Jahre?« –
»Ja, ich komm' zum Tanz mit dir.« –

Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Braust der Tanz wie stürm'sche See;
Und die fremden Mägdlein bangen:
»Vollmond schon hinabgegangen!
Unsere Zeit ist um! Ade!«

Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih,
Wer hat wohl der Stunden acht?
Die Gesellen flehn: »O bleibe!
Noch ist hell des Mondes Scheibe,
Noch ist fern die Mitternacht!«

Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Heißa geht's in Saus und Braus!
Und die fremden Mägdlein bangen:
»Weh! Die Sonn' heraufgegangen!
Und der Vater ist zu Haus!«

Dort von Sennfeld, von der Kirchweih,
Eilen sie zum Schwarzen See.
»Lebe wohl und ew'ges Schweigen!
Nimmer Wiederkehr zum Reigen!
Vaters Zorn, der tut uns weh.«

Dort von Sennfeld, von der Kirchweih,
Stehn die Burschen still am See;
Schauen aus den dunklen Wellen
Tropfen Blutes dreifach quellen.
»Schöne Wasserfrau'n, ade!«

 


 


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