Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Käskönig zu Dürkheim

Für Nutznießung eines dem Kloster Lindenberg gehörenden Weidenstrichs hatte Dürkheim mit einigen Nachbargemeinden einen jährlichen Zins zu entrichten. Von diesem Zins schreibt sich eine alte Gewohnheit her, die noch bis zur Zeit der Französischen Revolution beobachtet wurde, heutzutage aber nur noch in sagenhafter Erinnerung lebte.

Aus den Bürgerssöhnen Dürkheims wurde nämlich einer zum König gewählt, dem ein Marschall zur Bedienung beigegeben war. Dieser begab sich nun jährlich am Pfingstmontag früh in Begleitung von zwei Ächtern und eines starken berittenen Gefolges in die zum Weidgang ins Bruch berechtigten Dörfer und Höfe, um den Zins für die Gerechtsamen in Empfang zu nehmen, und weil der größte Teil des Zinses in Käse bestand, so wurde der Gewählte der Käskönig genannt.

War nun der Umritt vollendet und der Zins eingetrieben, so hielt der König des Nachmittags seinen Einzug in die Stadt, mit einer Krone von blauen Kornblumen geziert und einen auf einem Stab befestigten, gekrönten Käse als Zepter in der Hand haltend. Auf dem Oberen Markt erwartete ihn eine aus den Jungfrauen Dürkheims gewählte Königin – wie auch auf den Marschall eine Gefährtin –, und nachdem die Bürgerwache einen Kreis geschlossen hatte, tanzten beide – der König sowie sein Marschall – mit ihren auserwählten und mit Geschenken beglückten Gefährtinnen nach den Tönen der Musik. Gaffend umwogte die Menge dieses Schauspiel, bis dann endlich der ganze Schwarm in das dafür bestimmte und auf drei Tage von allen Abgaben befreite Wirtshaus, das Königreich genannt, zum Zechen, Tanzen und Schmausen einzog.

 


 


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