Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Sankt Kilian

Von J. B. Goßmann.

        Der Gottesmann Sankt Kilian, von edlem Stamm ein Schotte,
War jenem Glauben zugetan, der Juden dient zum Spotte,
Den Heiden aber Torheit ist; er war's mit Herz und Munde
Und wünscht', daß jeder sei ein Christ, aus lautrem Herzensgrunde.

Was ihn so froh, so selig macht, das sollen alle finden,
Des Götzenglaubens alte Nacht soll vor dem Lichte schwinden,
Das aus dem Stall von Bethlehem die ganze Welt verklärt hat,
Dann sterbend zu Jerusalem am Kreuze sich bewährt hat.

Drum zieht er aus dem Vaterhaus, die Botschaft zu verkünden
Den Völkern, die in Heidengraus noch leben und in Sünden,
Der besseren Erkenntnis bar, entbehrend eines Sternes,
Der ihnen Licht und Leuchte war und doch so edlen Kernes.

So kommt er in das Frankenland mit seinen zwei Gefährten,
Wo sie sich an des Maines Strand mit roher Kost noch nährten;
Denn keine Rebe blühte dort, sie wußten nichts von Feldern,
Umgeben düster war der Ort von schauerlichen Wäldern.

Doch in die Herzen drang das Licht, es drang auch in die Wälder,
Sie widerstanden beide nicht und wurden gute Felder;
Die kehren Beil und Pflugschar um und mühn sich nicht vergebens,
Und die das Evangelium zur Saat des ew'gen Lebens.

Schon war im Land auf manchen Höh'n das heil'ge Kreuz errichtet,
Schon war vom Maine bis zur Rhön auch mancher Wald gelichtet,
Und Gottes reicher Segen ruht gar sichtbar auf dem Samen,
Den Kilian mit hohem Mut gestreut in Jesu Namen.

Doch wo ein guter Sämann sät, da kommt der Feind gegangen,
Der lang die günst'ge Zeit erspäht mit sehnlichem Verlangen;
Er wirft das Unkraut in die Saat, das bald darin erblickt wird,
Damit durch solche schnöde Tat das edle Korn erstickt wird.

Der Herzog Goßbert liebt' ein Weib in jugendlicher Blüte,
Die war wohl schön an ihrem Leib, doch schön nicht im Gemüte;
Des Herzogs Bruder hatte sie zur Gattin erst genommen,
Dann war sie – fest in Treue nie – an Goßberts Hof gekommen.

»Es ist dir, Herzog, nicht erlaubt, des Bruders Weib zu nehmen!
Wer treu an Jesum Christum glaubt, muß seine Lüste zähmen.
Herodes tat, wie du getan, der Herr hat ihn gezüchtigt!
Herodias – sie bleibt fortan durch alle Zeit berüchtigt!«

Der Herzog hört es an und schweigt und scheidet nicht im Grolle
Und fühlt im Herzen sich geneigt – es koste, was es wolle –,
Zu lösen das verruchte Band, das ihn an jene kettet,
Auf daß er vor der Hölle Brand die sünd'ge Seele rettet.

Doch in Gailanas Herzen kocht's, wie Gifte speit ein Drache,
Durch alle Pulse glüht's und pocht's: »Ha! Rache! Rache! Rache!
Du falscher Bischof, der du mir willst Lieb' und Leben rauben!
Arglistiger, was tat ich dir? So sei verflucht dein Glauben!

So sei verflucht dein Christentum, verflucht sei, der's gestiftet!
Verflucht dein Evangelium, das uns die Welt vergiftet!
O Freya, wär' ich doch getreu nur deinem Dienst geblieben,
Kein Fremdling hätte sonder Scheu mich aus der Burg vertrieben!«

Da sie dem Heil'gen so geflucht, geflucht dem eignen Leben,
Hat sie sich Diener ausgesucht, ihr treu und ganz ergeben,
Die drangen in des Bischofs Haus wie ungestüme Horden,
Den gottgesalbten Mann – o Graus! – mit blankem Beil zu morden.

Doch kaum geschah der Todesstreich, so ward er schon gerochen:
Der eine Mörder hat sich gleich mit eignem Schwert erstochen;
Den andern treibt es her und hin, sein Geist ist ihm geblendet;
In Wahnsinn hat die Stifterin der Freveltat geendet.

Zu Würzburg ist des Martyrs Blut und seiner zwei Genossen,
So ihn begleitet treu und gut, in finstrer Nacht geflossen.
Zu Würzburg nächst dem Dome nun – Neumünster heißt die Stätte,
Wo sie ermordet wurden – ruhn die drei im Totenbette.

Nach Würzburg wallt noch jedes Jahr am Kilianustage
Des Frankenvolkes fromme Schar und kniet am Sarkophage
Von morgens früh bis in die Nacht und läßt den heil'gen Glauben,
Den sein Apostel ihm gebracht, durch keinen Feind sich rauben.

 


 


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