Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Fahrt der Toten zu Kaiserslautern

Längst ruht kein Stein mehr auf dem andern, wo weiland die stolze Feste Barbarossas prangte. Nur einmal im Jahr, am Sterbetag des großen Kaisers, erhebt sich um Mitternacht die untergegangene Burg aus der Erde und leuchtet in altem Glanz. Dann steigen Ritter und Knappen aus ihren Gräbern hervor und versammeln sich in stummer Trauer. Auf den zwölften Glockenschlag setzt sich des Kaisers Trauerzug in Bewegung. Lange Reihen von schwarzen Rittern ziehen ohne Sang und Klang aus den geöffneten Toren des Schlosses. Der erste von ihnen trägt Barbarossas Haupt; oft glaubt man dumpf den teuren Namen des Kaisers aussprechen zu hören. So bewegt sich der feierliche Zug durch alle Straßen der Stadt ungefähr bis zur Zeit der Hahnenkrähe, dann nimmt er seinen eiligen Rückzug in die Feste, die Gestalten verschwinden, die Ritter legen sich wieder ins Grab, die Kaiserburg ist wieder versunken, und nur die Raben bezeichnen flatternd und krächzend die Stätte, wo weiland Barbarossa in seiner Herrlichkeit thronte.

 


 


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