Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Stoanern' Agnes bei Reichenhall

Erzählt von F. v. Kobell

Wann d' vo Reichehall auf Hallthurn higehst, da siechst es Lattngebirg mit 'n Dreisesselberg. Da drobn is vor alti Zeitn a wunderbari Gschicht gschehgn, und die will i enk verzähln, wia i s' ghört ho.

Es is selm a jungi Sennderin auf der Alm gwest, a gar a sauberni, und frumm und brav aa dabei, wie's es nit allewei geit. In aller Fruah, wann d' Sunn aufganga is und hat die Luft frisch abagwaht vo die Boifn, na hat ma s' wandln gsehgn durch des tauigi Gras und hi auf an Eck, wo ma weit hat rumschaugn kinnt, und selm is a Kreuzl gstandn, und da hat s' na bet't. Und wie des gschehgn gwest is, hat s' agfanga singa und juchezn und is fröhli der Arbeit nachganga, bis's Nacht worn is, da hat s'wieder beim Kreuz betn mögn. Es is halt scho a recht a guats Dirndl gwen, des d' Leut all gernghabt ham. Schau, just auf selleni macht der Teufi am liebstn sei Jagd, und grad bei die probiert er zum erschtn seini Künstn, denn die andern, die koan frumma Wandl führn, die arbetn ihm scho selm in d' Händ, da braucht er ihm nit viel plagn. Und drum is er auf die Sennderin scho bsunders verpicht gwest und hat gmoant, wann er die fanget, so hätt er aa amal ebbas Feins dawischt für sei Hofhaltung, wo ihm die grausinga Schlangen und Gankerln und sei andri loadigi Gsellschaft leicht an diem zwider worn is.

Na hat er allerhand probiert und is bald als a junga Hüatabua in ihra Hüttn kemma und hat gsagt, er hätt ihm beim Schafsuacha verirrt, oder als a Wurzngraber, der geign kinnt hat und Winterszeit bei die Hochzetn aufgspielt und hat d' Fiedl aa bei ihm ghabt, daß er sei Kunst nit vergißt, und hat ihr halt a so fürgschwatzt und -geigt und Gschpaßln gmacht und recht odraht to, daß se si verliebn sollt in ihm und a so furt. Aber 's Dirndl hat aus sein Redn bald gmirkt, daß er nix Guats nit in Sinn hat, und hat ihm nit viel Acht gebn, und zletzt hat s' allzeit, wann a so oana kemma is, vo die andern Sennderinna oani hergruafa und is nit alloa dabeibliebn.

Jetz is der Teufi no fuchtiger worn und hat ihm a Stückl ausdenkt, daß er s' weglocket auf an oasama Platz. Na hat er ihr a weißi Kuah wegtriebn und allewei furt bis auf an Alm, die mar Almgartn hoaßt; sie ghört auf St. Zeno. Jetz hat halt 's Dirndl um sei Kuah gsuacht und siecht s' endli weit weg auf derselln Alm, wo niemad drobn gwest is. Ganz verwundert, wie die Kuah dort hikemma ko, schleunt se si auf den Platz, und wia s' na dazuakimmt, steht der Teufi in an grean Jagagwand vor ihra und hat feurigi Augn gmacht und gsagt, wann s' nit mit ihm geht, so zreißt er s' auf 'n Fleck.

Da hat's Dirndl an Schroa to und is in größtn Schricka davogloffa, und aber der Teufi nach und hat s' auf a Gwänd von Rothofa hitriebn, wo s' gsehgn hat, daß s' ninderscht mehr ausko. Da hat s' laut aufgschrien: »O heiligi Muatta Gottes hilf! Hilf!« Und da hat si die ganz Wand ausenandato, und sie is durchgrennt in die oa Seit. Aber der Teufi hat oanaweg nit auslassn, und sie hat'n nachkeucha hörn durch die Schlucht. Da hat s' no zu unsere Herrgott bitt't und is auf d' Knie higfalln, und da san zwoa weißi Engl dahergflogn und ham s' in 'n Himmi aufitragn. Und wia der Teufi auf den Platz hikemma is, hat er statt ihra a stoanerni Sennderin gfundn, und die is heunt no da und hoaßt die Stoanern' Agnes, weil sie aar a so ghoaßn hat.

Des ist gschehgn um Johanni am Sunnwend, und daß's dem Dirndl dabei guatganga is und no guatgeht, da hat mar a bsunderni Zoagschaft dafür, wann mar oani bräucht', denn alli Jahr' hört ma s' juchezn, wann's gschiecht, daß d' Sunna grad durch denselln Felsnspalt, der 's Teufisloch hoaßt, durchscheint, und des is am Sunnwend um die Zeit, wo s' der Teufi verfolgt hat und wo ihr unser Herrgott und Unser Liabi Frau gholfa ham.

 


 


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