Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Söhne des Burggrafen

        Und um diese Zeit hab ich gelesen,
Sey der Burggraf Hof gewesen,
Vom Spital-Thor nit sehr weit,
Einsmals haben zur Sommerszeit
Zwei des Burggrafen Sohn wollen jagen
Hannß und Sigmund thut man sagen
Da hatten zu Ungelück die Knecht
Die Jagdhund lassen laufen schlecht,
Die waren mit Freuden davon gesprungen
Ein klein Knaben oder Jungen,
Im dritten oder vierten Jahr
Grimmig angelogen mit Gefahr,
Denselben darnieder gerissen
Und die Gurgel ihm abgebissen:
Sein Vater war ein Sensen-Schmid
Der kunt mit allen Kräften nit
Dem Hund sein Kind abzwingen:
Und als die Hund weg thäten springen,
War das Kind verwund bis auf den Tod,
Das verging gleich in solcher Noth,
Seine Nachbarn thät er anrufen,
Welche ihm alle zu Hilfe luffen
Mit Spiessen und mit Helleparten
Thäten auf die Burggrafen warten,
Schlugen den einen von dem Roß;
Der zweit in dem Lärmen groß
Vermeint den Burgern zu entreiten
Do schlugen sie beeden Seiten
Auf ihn bis er rab fiel vom Pferd
Da er auch tod lag auf der Erd,
Die Thäter aber rüsteten sich
Und zogen alle sammtlich
Gen Donauwert und an den Riß.
Von dem heutigen Tag gewiß
Seyn soviel Sichelschmid entstanden
In dem Riß und Schwabenlanden,
Als aber der Burggraf innen wurd
Seiner zwei Söhne Unglück erfuhr,
Ließ er sie begraben mit Lob,
In die Kirch zu Sankt Jakob.

 


 


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