Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Legende von den vierzehn Heiligen zu Frankenthal

Eines Abends trieb ein Schäfer, Hermann mit Namen, seine Herde nach Hause. Da hörte er eine klagende Stimme von weitem und sah zu gleicher Zeit ein Kindlein einsam und verlassen auf einem Acker sitzen. Als er sich näherte, sah er das Kindlein von einem überirdischen Glanz umleuchtet, so daß es seine Augen kaum aushalten konnten. Das Kindlein lächelte ihm freundlich zu und verschwand. Nun trieb Hermann seine Herde weiter; als er sich aber nach einer Weile umsah, gewahrte er dieselbe Erscheinung, nur daß jetzt auch noch zwei Kerzen neben dem Kindlein flammten. Hermann ging abermals darauflos, aber die Erscheinung verschwand auch diesmal.

Nun trieb der Schäfer nach Hause und erzählte das Geschehene seinen Eltern und einem Priester des Orts. Der sagte dem Hirten, was er tun sollte, falls sich die Erscheinung noch einmal zeigen würde.

Ein Jahr verfloß, da erschien das Kindlein abermals auf dem Feld in himmlischem Glanz, ein rotes Kreuz auf der Brust. Diesmal war es nicht allein, sondern umgeben von vierzehn anderen Knäblein, die alle rot und weiß gekleidet waren. Nun fragte Hermann nach Anweisung des Priesters im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit, was die Erscheinenden begehrten. Da bedeutete ihm das zuerst erschienene Knäblein, es sei das Christkindl mit den heiligen vierzehn Nothelfern und wolle hier im Land bei ihnen wohnen. Danach schwebten die Kinder zum Himmel empor.

Am nächsten Sonntag sah der Schäfer zwei brennende Kerzen vom Himmel auf jene Stelle niedersinken und dann wieder in die Höhe schweben. Auch eine Frau hatte diese Erscheinung.

Nun erzählte Hermann seine Erscheinungen dem Abt von Langheim, da wurde eine Kapelle erbaut, die nachmals zur hochberühmten Wallfahrtskirche des Frankenlandes geworden ist. Noch heutzutage besuchen alljährlich Tausende frommer Beter die geheiligte Stätte. Die Geschichte der Erscheinungen wird in das Jahr 1445 gesetzt.

 


 


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