Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Teufel und der Wind

                  München in dem Bayernlande zieren Türme mannigfalt,
Zwei doch ragen hoch vor allen von gewaltiger Gestalt.

Viel der Jahre sind entflohen, seit man sie so stolz gebaut,
Seit von ihrer Kuppel nieder schon des Wächters Auge schaut.

Als die Kirche schön vollendet prangte über Stadt und Au
Und zum Dome man sie weihen wollte Unsrer Lieben Frau,

Ärgernis der böse Satan ob des schönen Baus empfand,
Den er alsbald zu zerstören mit dem Nordwind sich verband.

Dieser stürmte um die Mauern, zu verwandeln sie in Staub,
In den innern Hallen strebte jener nach der Schätze Raub.

Doch als er am Hintertore unterm Chore trat hinein
Und er durch die hohen Säulen sah nicht eines Fensters Schein,

Ist er wieder fortgegangen, hat den eitlen Bau verlacht,
Dessen Inn'rem (wie er meinte) strahlet nie der Sonne Pracht.

Wo des Satans Fuß gestanden, ist er eingeprägt in Stein,
Und die Frauentürme werden Zeuge später Nachwelt sein,

Daß die Gott geweihte Kirche, daß des Glaubens frommes Licht
Beugen kann des Teufels Sinnen, kann der Winde Wüten nicht;

Denn ob seit vierhundert Jahren mächtig auch der Nordwind schnaubt,
Ragt trotz allem sonder Wanken hoch der Türme festes Haupt.

 


 


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