Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Bamberger Waage (1)

Von K. Simrock.

        Zu Bamberg auf des Kaisers Grab,
Der einst der Welt gebot,
Der ihr Gesetz und Rechte gab
Und hielt bis in den Tod,
Ein Denkmal hat man ihm geweiht,
Das Denkmal ist von Stein –
Da thronet hoch Gerechtigkeit,
Die soll auch steinern sein.

Die Waage hält sie in der Hand.
Und so geziemt's der Frau,
Und gleiches Recht erteilt dem Land
Und allem Volk genau.
Nur eins befremdet euch zu sehn,
Daß, wie sich deutlich zeigt,
Die Zunge, statt gradein zu stehn,
Sich einer Seite neigt.

Und eine alte Sage spricht,
So hat man mich belehrt;
Verbürgen kann ich's freilich nicht,
Doch scheint's bemerkenswert:
Wenn einst der Waage Züngelein
Sich mitten inne stellt,
Das soll ein sichres Zeichen sein
Vom Untergang der Welt.

Drum glaubt nicht, was Propheten lang
Schon in die Welt posaunt;
Es ist zum nahen Untergang
Die Welt noch nicht gelaunt.
Posaunen Jerichos, der Schall
Euch viel zu früh entquillt;
Ihr seht ja, daß noch überall
Bamberger Waage gilt.

 


 


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