Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Irminsul am Peterstor zu Regensburg

                Vorm Tore zu Sankt Peter
Auf dreigestuftem Stuhl
Ragt eine Bildersäule,
War eine Irminsul.

Wie die gestürzt in Sachsen
Der Kaiserheld Karol,
Die unser hat er wandelt
Zu christlichem Symbol.

Und wie sich das begeben,
's ist tausend Jahre her,
Gar seltsamlich verkündet –
Horcht – eine graue Mär.

Geheim anbeten Heiden
Im nahen Eichenhain,
Von Irminsul getragen,
Ein Bild aus schwarzem Stein.

Bei Tag war stets verschwunden
Das Bild durch Zaubermacht,
Drum pflogen sie des Dienstes
Auch nur um Mitternacht.

Der Kaiser kam und hörte
Davon mit frommem Zorn,
Und Untergang den Götzen
Hat alsobald geschworn.

Vergebens noch zwei Nächte
Er stürmt den Erklawald;
Der Sturm am Höllenzauber,
Am tödlichen, abprallt.

Neun Zehntel seiner Kämpen
Am Morgen lagen tot,
So daß er zählt am dritten
Nur zehn im Morgenrot.

Doch einem Held wie Karol
Gar nie der Mut entweicht,
Drum aus mit seinen Zehen
Zum drittenmal er zeucht.

Das war ein wütend Stürmen
Und überall umsunst,
Schon alle zehne liegen
Im Blut durch Götzenkunst.

Vertrauend da der Kaiser
Tat kühn und mächtig schrein:
»Herr Gott, verlaß dich selbst nicht«,
Und warf sich in den Hain.

Nun prasselte in Flammen
Der ganze Wald empor,
Das Bildnis stürzte nieder,
Das unbesiegt ehvor.

Die Heiden, festgebannet,
Das Feuer hat verzehrt,
Das wundersam dem Kaiser
Kein Härelein verzehrt.

Er Heil'genbilder schlagen
Ließ aus der Irminsul,
Das Grab ward der Gefallnen,
Der neuen Säule Pfuhl.

Und bei der Säule immer
Man Christum pred'gen ließ,
Darob die Irminsul seither
Man Pred'gersäule hieß.

 


 


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