Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Lied von der schönen Bernauerin

        Es reiten drei Ritter zu München hinaus,
Sie reiten wohl vor der Bernauerin ihr Haus:
»Bernauerin bist du drinnen,
      ja drinnen?

Bist du darinnen, so tritt du heraus,
Der Herzog ist draußen vor ihrem Haus
Mit allem seinem Hofgesinde,
      ja Gesinde.«

Sobald die Bernauerin die Stimme vernahm,
Ein schneeweißes Hemd zog sie gar bald an,
Wohl vor den Herzog zu treten,
      ja treten.

Sobald die Bernauerin vors Tor 'nauskam,
Drei Herren gleich die Bernauerin vernahm':
»Bernauerin was willst du machen,
      ja machen?

Ei willst du lassen den Herzog entweg'n,
Oder willst du lassen dein jung frisches Leb'n
Ertrinken im Donauwasser,
      ja Wasser?« –

»Und als ich will lassen mein' Herzog entweg'n,
So will ich lassen mein jung frisches Leb'n
Ertrinken im Donauwasser,
      ja Wasser.

Der Herzog ist mein,
Und ich bin sein;
Sind wir gar treu versprochen,
      ja versprochen.«

Bernauerin auf dem Wasser schwamm,
Maria Mutter Gottes hat sie gerufet an,
Sollt' ihr aus dieser Not helfen,
      ja helfen.

»Hilf mir, Maria, aus dem Wasser heraus,
Mein Herzog läßt dir bauen ein neus Gotteshaus,
Von Marmelstein ein' Altar,
      ja Altar!«

Sobald sie dies hatt' gesprochen aus,
Maria Mutter Gottes hat geholfen aus
Und von dem Tod sie errettet,
      ja errettet.

Sobald die Bernauerin auf die Brucken kam,
Ein Henkersknecht zur Bernauerin kam:
»Bernauerin was willst machen,
      ja machen?

Ei willst du werden ein Henkersweib,
Oder willst du lassen dein' jung stolzen Leib
Ertrinken im Donauwasser,
      ja Wasser?«

Es stund kaum an den dritten Tag,
Dem Herzog kam eine traurige Klag':
»Bernauerin ist ertrunken,
      ja ertrunken.«

»Auf, rufet mir alle Fischer daher,
Sie sollen fischen bis in das Rote Meer,
Daß sie mein feines Lieb suchen,
      ja suchen.«

Es kommen gleich alle Fischer daher,
Sie haben gefischt bis in das Rote Meer;
Bernauerin haben sie gefunden,
      ja gefunden.

Sie legen s' dem Herzog wohl auf den Schoß;
Der Herzog wohl vieltausend Tränen vergoß,
Er tat gar herzlich weinen,
      ja weinen.

»So rufet mir her fünftausend Mann,
Einen neuen Krieg will ich nun fangen an
Mit meinem Herrn Vatern eben,
      ja eben.

Und wär' mein Herr Vater nur nicht so lieb,
So ließ ich ihn aufhängen als wie einen Dieb;
Wär' aber mir eine große Schande,
      ja Schande.«

Es stund kaum an den dritten Tag,
Dem Herzog kam eine traurige Klag':
Sein Herr Vater ist gestorben,
      ja gestorben.

»Die mir helfen meinen Herrn Vater begrabn,
Rote Mäntel müssen sie habn,
Rot müssen sie sich tragen,
      ja tragen.

Und die mir helfen mein feins Lieb begrabn,
Schwarze Mäntel müssen sie habn,
Und schwarz müssen sie sich tragen,
      ja tragen.

So wollen wir stiften eine ewige Mess'
Daß man der Bernauerin nicht vergess',
Man wolle für sie beten,
      ja beten.«

 


 


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