Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Pfingstlümmel

Der Pfingstling, Pfingstel, Pfingsthansl oder Jackl, Pfingstlümmel heißt an einigen Orten der Strohmann oder eine ausgestopfte Figur, die am Pfingstmontag von den jungen Leuten in Prozession umhergetragen und nachts gewöhnlich vor dem Haus, in dem die faulste Dirne wohnte, abgestellt oder auch rittlings auf dessen Dachfirste gesetzt wird. Hie und da wird die an diesem Tag am spätesten zur Herde getriebene Kuh auserwählt, um den Pfingstling daraufzusetzen und ihn der Dirne, die die Kuh zu besorgen hatte, als Bräutigam zuzuführen.

Wieder an anderen Orten muß sich der am spätesten zurechtgekommene Bursche in eigener Person als Pfingstlümmel oder Pfingstling und, wo ein Teich oder Bach ist, als Wasservogel produzieren. Er reitet, wenn der Nachmittagsgottesdienst vorbei ist, inmitten seiner Kameraden in den nächsten Wald, wo er um und um mit Laub und Zweigen oder Schilf eingebunden wird. Dann wird das Dorf im Triumph durchritten, und alles, was junge Beine hat, folgt dem Zug zum Teich oder zum Bach, wo der Pfingstlümmel oder Wasservogel vom Pferd herab feierlich ins Wasser geworfen wird.

Nun folgt eine Kollekte von Eiern, Butter, Schmalz, auch Geld, wovon man ein gemeinsames Abendmahl mit Sang und Klang und Tanz im Wirtshaus veranstaltet.

Zunächst auf die Kollekte, den »Samtrügel«, scheint es abgesehen zu sein mit dem Hans und der Gretel auf'm Rad (ausgestopften Figuren, die an den entgegengesetzten Enden eines umlaufenden Rades befestigt, sich wie zum Tanz die Hände reichen), die am Pfingstmontag unter allerlei Sprüchen von Truppen reitender Bauernburschen herumgeführt werden und sich ehemals sogar in München produzierten.

 


 


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