Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Ritter von Thalberg bei Bieberehren

Der Thalberger war ein wilder Mann, der nicht nachzugeben verstand, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Eines Tages fuhr er mit seinem Knecht und mit seiner Tochter Margarete vom Besuch eines Nachbarn nach seiner Burg, Bieberehren zu. Unterwegs erhob sich ein furchtbares Donnerwetter, bald stürzte der Regen in Strömen vom Himmel herab und schwellte das Gollachflüßchen in ganz kurzer Zeit zu einem reißenden Strom an. Dahinüber mußte der Ritter, wenn er heute noch Bieberehren erreichen wollte. Scheu standen die Rosse am Ufer des angeschwollenen Flusses; auch dem alten Knecht war nicht wohl zumute. Wie das der Ritter sah und die Bedenklichkeit seines Dieners, brannte sein Zorn auf in helle Flammen, und sogleich gebot er dem Knecht, durch den Fluß zu fahren.

»Nun denn, in Gottes Namen!« stammelte der Alte und ergriff zitternd die Zügel der Rosse, dem Willen seines Gebieters Folge zu leisten.

Da ergrimmte der Ritter ob solcher Zaghaftigkeit: »Nein, in Teufels Namen!« rief er, entriß dem Knecht die Zügel und trieb die bäumenden Rosse in den Strom; aber kaum war ihm der gottlose Fluch entfahren, als die Wogen über dem Wagen zusammenschlugen und den Ritter samt seiner Tochter und dem Knecht verschlangen.

Von dieser Geschichte gibt Zeugnis bis auf den heutigen Tag ein altes Steinbild auf dem Weg von Röttingen nach Bieberehren an der Stelle einer Furt durch das Gollachflüßchen. Oben sieht man den Gekreuzigten, unten die Worte: »Anno dm. m. c. c. c.  c. XXXII uf samstag nach arnolf Ist der fest und gestreng bernhard võ talberg riter und mit eine treuen Knecht genannt Wilhelm und gebnen Jungfraue genannt Margreth u waren hie in Wassers noth verschiede den got gnat.«

 


 


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