Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Das Hufeisen zu Nabburg

Von F. Müller.

        Der Sonntag strahlt so licht und rein,
Der Meister hält noch Morgenruh;
Da sprengt zum Tor ein Reiter ein
Und klirrend auf die Schmiede zu.

»Heraus!« so ruft der schwarze Mann.
»Mit Zang' und Hammer hurtig her!
Heraus! Ich muß heut' Eisen han,
Nicht vorwärts kann der Rappe mehr.«

Und Meister Tormann kommt herfür:
»Was gibt's so eilig denn da drauß'?
's ist Sonntag heute bei uns hier;
Ruht Ihr denn nicht vom Ritte aus?« –

»Ei Sonntag hin und Sonntag her;
Ich und mein Rößlein schaun nicht um,
Wir traben fort die Kreuz und Quer
Und halten nichts auf Christentum.

Drum macht in Teufels Namen gleich
Dem Rößlein frisch und fest die Schuh';
Doch sprechet mir – ich rat' es Euch –
Kein frommes Christenwort dazu!

Ihr scheint ein Meister fromm und gut,
Drum nehmt Euch vor dem Roß in acht,
denn keiner, der sonst Gutes tut,
Hat bei dem Rappen Glück gemacht.«

Da wird dem guten Meister schwül;
Er geht und facht die Esse an
Und hämmert rasch und hämmert viel,
Hätt' gern vom Leibe Roß und Mann.

Und hurtig geht's ihm von der Hand,
Drei Eisen schlägt er auf im Nu;
Das Rößlein steht wie angebannt,
Verwundert schaut der Ritter zu.

Drei Eisen schlägt er auf im Nu,
Nun fehlt das vierte Eisen mehr;
Der Meister denkt und spricht dazu:
»In Gottes Nam' das letzte her!«

Und wütend wirft der Rappe aus;
Der Meister stürzt, das Eisen flog'
Und höher als des Meisters Haus
Flog's durch die Lüfte sausend hoch

Zum Turme, der genüber stand,
Gleich wie ein Pfeil vom Bogen hin;
Und wie ein Keil fest in der Wand,
So haftet's in der Mauer drin.

Noch schaut es bis zu dieser Frist
Dort von dem Turme manches Jahr;
Und wer nicht guten Sinnes ist,
Der nimmt es wohl mit Grausen wahr.

 


 


 << zurück weiter >>