Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Totenzug

Am Sonntag Lätare wurde vor alters in vielen Orten Frankens der Totenzug gefeiert. Die Jugend verfertigte ein Phantom aus Stroh, das den Tod darstellen sollte, und trug es auf einer Stange im Dorf oder in der Stadt herum, dann in die benachbarten Ortschaften und verbrannte es zuletzt. Der Zug fing nach dem vor der Predigt verlesenen Evangelium an. Man wähnte, daß, wenn diese Feierlichkeit unterbliebe, ein allgemeines Sterben folgen würde oder daß jemand aus dem Haus noch in diesem Jahr sterben müsse, an dem dieses Phantom stehenbliebe. Man eilte also gleich dem Zug mit Geschenken entgegen. Sie bestanden gewöhnlich in Milch, Erbsen und dürrem Obst.

Manche benachbarten Ortschaften aber zogen wie gegen einen gemeinschaftlichen Feind bewaffnet aus und trieben ihn von ihren Grenzen ab.

 


 


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