Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Eberkopf

Das Tor der berühmten Sickinger Ebernburg bei Kreuznach, die auch die »Herberge der Gerechtigkeit« genannt wird, war von alters her mit einem Eberkopf geziert, an den sich folgende Sage knüpft.

Die Burg, früher nur »die an der Alsenz« genannt, gehörte zum Gebiet der Raugrafen von Altenbaumburg und wurde von einem der Grafen bewohnt, der als ein tapferer, aber wilder und zornmütiger Geselle bekannt war. Dieser kam einst auf die unfern gelegene Burg Montfort und sah dort des Ritters schöne Tochter. Alsbald beschloß er, sie heimzuführen, erhielt aber ganz gegen sein Vermuten abschlägigen Bescheid. Die Jungfrau hatte sich nämlich bereits seinem Nachbar, einem Rheingrafen auf dem Stein bei Kreuznach, zu eigen gelobt. Des Raugrafen Zorn war groß. Er warf glühenden Haß auf den Rheingrafen und sann auf Rache.

Eines Tags jagte er im Forst unweit des Rheingrafensteins. Da erblickte er einen grimmigen Eber. Im Kampf mit diesem zerbrach ihm die Waffe; er geriet in die äußerste Todesgefahr. In diesem Augenblick blitzte vor seinem Auge eine blanke Klinge, und der Kopf des Ebers rollte, vom Rumpf getrennt, vor seine Füße. Sein Feind, der Rheingraf, war's, der den kräftigen Hieb zur rechten Stunde geführt hatte. Da war des Raugrafen Zorn gebrochen, er reichte dem Gegner die Hand, wurde sein Freund und selbst der Brautführer an dessen Ehrentag.

Über dem Tor seiner Burg aber ließ er zum immerwährenden Gedächtnis einen Eberkopf ausmeißeln und nannte sie fortan die Ebernburg.

 


 


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