Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Seifriedsburg

Seifriedsburg bei Gemünden.

Ein Schweinehirtenbube mit dem Vornamen Fritz fand einst beim Schwemmen seiner Herde etwas in der Saale. Er rieb sich damit ein und wurde fest gegen Hieb und Schuß. Nachdem er unter die Soldaten gegangen war, erwarb er sich im Krieg durch seine Tapferkeit Reichtum und Adel und erhielt die Erlaubnis, sich ein Schloß zu bauen, wo er wolle.

Da wählte er seine Heimat und ließ unterhalb seines Geburtsdorfes auf demselben Berg eine stattliche Burg erbauen. Dieses Schloß wurde nebst dem Dorf »Säufritzburg« benannt, weil er in seiner Jugend »Säufritz« geheißen wurdeDas ist nun der hörnene Siegfried in seiner letzten Verwandlung als Sauhirtenbube – quantum diversus ab illo! – und doch noch erkenntlich durch seinen geringen Stand (Schmiedjunge oder Hirtenbube – gleichviel), durch sein Bad, seine Unverwundbarkeit, seine Taten, seinen Hort, ja sogar durch seinen Namen, den das Volk nicht im Wahnwitz, sondern aus einer dunklen, aber festen Erinnerung, daß er in seiner Jugend niedere Arbeit verrichtet hat, so geändert hat. Lehrreich ist dieses Beispiel, weil es beweist, wie die große Sage bis auf die heutige Zeit noch ihre Verwandlungen durchgeht, noch ein Pflanzenleben führt, nachdem der Geist ihr abgestorben ist, wie zäh daher ihr Leben ist, bis sie endlich in Trümmer und einzelne Bruchstücke zerfallen wird, mit deren Auflösung sie dann völlig untergeht (Mone)..

Viele Jahre hatte die Burg gestanden, als einmal in der Heuernte ein schweres Gewitter kam. Fast alle Leute, die auf der an das Schloß grenzenden Wiese beschäftigt waren, wollten nach Hause; eine Magd aber rief:

Es mag donnern oder blitzen,
So muß ich meinen Heuhaufen spitzen!

Kaum war dies gesagt, so fuhr ein gewaltiger Blitz herab und zerstörte das Schloß und erschlug die Magd und riß Heu und Wiese ins Tal hinunter. Seit dieser Zeit liegt die Burg in Trümmern; das Dorf Seifriedsburg aber besteht noch heute.

 


 


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