Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Vom Schittensamen und seinem falschen Knecht

Von Hans Kugler.

                Was wollen wir aber singen?
Von einem Edelmann,
Wollt' die von Nürnberg zwingen,
Doch ihm sein Kunst zerrann,
Schittensamen war er genannt,
Er hat die von Nürnberg oft griffen an,
Beraubt und auch gebrannt.

Zwar es war sein Ungewinn,
Er bekriegt sie wider Recht.
Was hatten die von Nürnberg im Sinn?
Sie dachten, es wird ihm schlecht;
Sechshundert Gulden boten sie feil,
Wer ihnen den Schittensamen brächt,
Daß er ihnen würde zuteil.

Der Schittensamen hatt' einen Knecht,
Dem tat's der Gulden not,
Er diente seinem Herrn nit recht,
Er gab ihn in den Tod.
Davon ward ihm sein Säckel schwer,
Sein Herz war aller Untreu voll
Und aller Frommheit leer.

Er nahm sich vor im falschen Sinn,
Wie er den Dingen tät',
Er ging zu seinem Herren hin,
Hatt' mit ihm heimlich Red':
»Ich weiß ein reichen Nürnberger Bauern;
So Ihr dazu nun helfen wollt,
So wollen wir ihn erlauern.«

Der Schittensamen hinwieder sprach:
»Wo sitzt der Bauer im Land?«
»Er sitzt nit fern vom Nürnberger Wald.«
Da spricht der Knecht zur Hand:
»All sein Gelegenheit weiß ich wohl,
Sechshundert Gulden muß er uns geben
Wenn ich ihn bringen soll.«

Der Schittensamen hinwieder spricht:
»Nun sind doch euer wohl drei,
Bringt ihr den Bauern in meine Gewalt,
Euer Teil ist auch dabei,
Ich reit nit gern so fern hinzu.
Wollt ihr's zu Fuße wagen,
Mein Urlaub habt dazu.«

Der untreu Knecht, der konnt' sich regen
Mit seiner Schalkheit groß,
Er sprach: »Herr, so reit uns entgegen,
Und gebt uns auch ein Los,
Nur ein halb Meil hinzu.«
Der Schittensamen wieder sprach:
»Das will ich gerne tun.«

Der ein Knecht nahm der Red' sich an,
Er sprach: »Ich weiß ein Rat,
Wir lassen ein Fräulein mit uns gahn,
Das bringt uns Wein und Brot,
Wenn uns der Bauer nicht käm' bald
Und wir die Nacht verziehen
Und bleiben im Nürnberger Wald.«

Sie nahmen ihr Spieß und auch ihr Wehr
Und zogen über Feld;
Der Schittensamen gab ihnen Weis und Lehr,
Er meint, es brächt' ihm Geld.
Er wünscht' ihnen allen Glück und Heil,
Er sprach, sie sollten's frischlich wagen
Auf einen gleichen Teil.

Das Fräulein ließen sie mitgehn,
Bis daß sie Nürnberg sahen;
Sie setzten sich nieder und ruheten,
Die Glocken hörten sie schlagen.
Da war es in der neunten Stund,
Der Pfundstein zum Fräulein sprach
Aus seinem falschen Mund:

»Geh hin und bring uns Wein und Brot,
Daß wir uns des Hungers erwehren,
Würden uns des Bauern Gulden rot,
Wir wollten lang davon zehren.
Ich hofft', der Bauer wird uns schier;
Ist dir der Frankenwein zu sauer,
So bring uns ein Malvasier.«

Das Fräulein hob sich aus dem Wald,
Wohl über Stock und Stauden,
Das Tor zu Nürnberg fand sie bald
Mit Laufen und mit Schnaufen;
Auf das Rathaus war ihr Gang,
Da sie den Bürgermeister fand;
Die Stadtknecht gingen ihr nach.

Sie sagt ihnen all Gelegenheit,
Sie führt sie auf ein Ort.
Der Bürgermeister war doch gescheit,
Er merkt auf ihre Wort';
Hält sich dennoch nicht ganz daran,
Denn Frauen List und Worte
Betrügen manchen Mann.

Doch macht er bald, daß es geschah
In einer halben Stund,
Daß man wohl manchen Reiter sah,
Freudig von Herzensgrund,
Mit ihren Harnischen bekleid't,
Und was zum Dienst gehört,
Das war bald gar bereit.

Sie ritten vor den grünen Wald
Hinaus, die unverzagten Mann,
Drei Gesellen auf der Lauer bald,
Die griffen sie frischlichen an;
Zwei führten sie gen Nürnberg ein,
Ins Rathaus unter die Erden,
Da mußt' ihr Herberg sein.

Den dritten setzt' man auf ein Pferd,
Um ihn manch Reiter gut,
Er sollt' ihnen zeigen Weg und Fähr,
Ihm folgt' ein Hinterhut;
Ihr Harnisch war lauter und erklang,
Sie litten durch manchen grünen Wald,
Da mancher Vogel in sang.

Sie ritten bis zum dritten Tag,
Eh' daß sie kamen dar,
Sie hielten beieinander im Hag,
Niemand war ihrer gewahr,
Bis daß sie sahen das Räuberschloß,
Sie zogen doch nit gar daran,
Sie stellten auf ihre Geschoß.

Der Knecht sich aus dem Sattel schwang,
Er ging des Wegs ein Teil;
Es gelang ihm auch, darnach er rang,
Er entbot seinen Herrn in Eil';
Er sollt' zu ihm reiten in den Wald,
Sie hätten ein Wildbret gefangen,
Die Müh' würd ihm bald bezahlt

Der Schittensamen nit anders dacht,
Als er die Red' vernahm,
Er meint', sie hätten den Bauern gebracht,
Er wollte ihn machen zahm;
Drum ritt er ihnen entgegen bald,
Da fingen ihn die Nürnberger Reiter,
Die hielten auf ihn im Wald.

Da führten sie ihn gen Nürnberg ein,
Da schaute ihn mancher Mann,
Weiß nicht, wes sich die Herrn besannen,
Sah einer den andern wohl an,
Schlechten Empfang hatt' da Schittensam
Von einem Bürger, der hieß Löffelholze,
Der sprach: »Willkomm in 's Teufels Nam'.«

Man führt' ihn zu der Herberg sein,
Da mancher gefangen drin liegt,
Darin steht ein Kapelle fein,
Da man die Räuber in wiegt,
Darin, da dehnet man ihm sein Haut;
Was er den von Nürnberg hätt' getan,
Das sagt' er überlaut.

Danach führt man ihn vor Gericht,
Und seiner Knecht wohl zween,
Es war ein böse Zuversicht,
Sie hörten die Urteil gehn;
Der Herr ward urteilt in das Feuer,
Die Knechte sollt' man köpfen,
Das Lachen war ihnen teuer.

Das Leben ward ihnen abgesagt,
Es mocht' nicht anders gesein,
Die Knecht traten dem Herrn voraus
Bis zu dem Rabenstein;
Über ein Schwert vergossen sie ihr Blut,
Des auch der Schittensamen begehrte –
Es mochte ihm nicht werden zu gut.

Er ward in einem Feuer verbrannt,
Das weiß noch mancher Mann;
Darin, da nahm sein Leben ein End',
Gott sehe seine Marter an,
Gott geb' der Seel' die ew'ge Ruh',
Darum ist das mein treuer Rat,
Daß niemand Unrecht tut.

Der uns das Liedlein neues sang,
Von neuem gesungen hat,
Er hat's geschickt einem weisen Rat
Zu Nürnberg in der Stadt:
Hans Kugler ist er genannt;
Er war ihr steter Diener
Und dienet ihnen all zu Hand.

 


 


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