Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Edigna von Puch

Vor vielen Jahren, geht die Sage in Puch, sei die heilige Edigna, eine Prinzessin aus fremdem Land, durch Puch gezogen, angetan mit schlechter Kleidung. Sie fuhr auf einem mit zwei Ochsen bespannten Wagen und führte einen Hahn und eine Glocke mit sich. Mit der Glocke und dem Hahn habe es aber die Bewandtnis gehabt, daß, wo der Hahn krähe und die Glocke läute, dies der Ort sei, wo die Prinzessin ihren Wohnsitz nehmen wolle.

Als die Prinzessin durch Puch gezogen sei, habe sie geschlafen, sei aber bald hierauf aufgewacht und habe ihren Fuhrmann gefragt, ob er nicht die Glocke läuten und den Hahn krähen gehört habe. Der Fuhrmann habe die Frage bejaht und als Stelle, wo dies geschehen sei, eine Linde bezeichnet. Hierauf habe die Prinzessin umkehren lassen, sei bei der Linde abgestiegen, habe fortan in einer Höhlung des Baumes fünfunddreißig Jahre ein frommes, bußfertiges Leben geführt und sei nach ihrem Tod in der Kirche in Puch, wo ihre Gebeine noch aufbewahrt werden, begraben worden.

Soweit die Sage. Nach einer Abbildung sitzt hinten auf dem Wagen die heilige Edigna; über den vorderen Rädern ist ein Bogen angebracht, in dem die Glocke hängt; auf dem Bogen über der Glocke sitzt der Hahn. Die Glocke wird jetzt noch in der Kirche zu Puch gezeigt; sie ist ohne den hölzernen Griff fünf Zoll, mit diesem zehn Zoll hoch. Auf dem Platz steht noch ein starker, in zwei Hauptästen sich verzweigender Stamm, im größten Umfang 35½ Fuß messend und etwa 50–60 Fuß hoch. Ein Hauptast des Stammes ist ganz hohl, so daß man sich darin verbergen kann.

 


 


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