Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Burgfrau auf Berwartstein

Unweit der Straße von Bergzabern nach Dahn, ungefähr in der Mitte zwischen beiden Orten, erheben sich über dem gleichnamigen Dorf die Ruinen der Ritterburg Berwartstein oder Bärbelstein, die durch ihre vielen Felsengemächer und in den Felsen gehauenen Gänge noch heute das Interesse der Reisenden erregt. Vormals ein festes Schloß, konnte sie nur mit großen Streitkräften angegriffen werden. So gelang es denn auch einem lange Zeit davor lagernden Feind, trotz der lebhaftesten Gegenwehr die Mauern der Burg zu ersteigen.

Der Ritter fiel mit allen seinen Leuten in den Räumen des Schlosses, die sie Schritt für Schritt verteidigten, und niemand blieb von den Burgbewohnern übrig als die Burgfrau, die sich beim Eindringen der Feinde mit ihrem Säugling an einem sicheren Ort verborgen hatte.

Als aber die Siegestrunkenen Feuer anlegten und die Flammen die Unglückliche zu erreichen drohten, wollte sie sich lieber dem Tod als dem rauhen Kriegsvolk übergeben. Rasch stürzte sie zu dem Söller hin und sprang mit ihrem Kind in das Flammenmeer, das sie augenblicklich verschlang.

Alljährlich zeigt sie sich nun einmal auf den Trümmern ihres ehemaligen Schlosses. Dumpf rollt zur Nachtzeit ein Wagen durch das Dorf, aus dem am Burgberg die Burgfrau mit ihrem Kind steigt. Hat sie die Burg erstiegen, so blickt sie mit Wehmut auf den Greuel der Verwüstung in ihrem ehemaligen Haus und stürzt sich mit ihrem Säugling voll Verzweiflung den Felsen hinab.

 


 


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