Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Das Klösterlein zu Grafrath an der Amper

Rasso, der heilige Graf von Andechs und Dießen, ein großer und tapferer Rittersmann, Sohn des Grafen Rathold und Enkel des Kaisers Arnulf, hauste in den letzten Tagen seines Lebens, nachdem er von seiner Reise nach Jerusalem, die er mit Judith, der Gemahlin des Herzogs Heinrich I. von Bayern, gemacht hatte, und von seinen Kriegstaten auszuruhen beschlossen hatte, auf seinem Schloß zu Ratzenberg bei Wildenroth. Dieses Schloß ist sehr groß gewesen, und seine Vorwerke sind bis zu dem Turm gegangen, der jetzt die Kirche von Höfen ziert und zu jener Zeit ein Wachturm gewesen ist.

Da wollte denn, um seine Sünden zu sühnen, der heilige Graf Rasso sich ein Kloster bauen, und zwar in dieser Gegend. Eines Tages stand er auf den Zinnen des Schlosses oder auf dessen Vorwerken und schaute auf die Insel nieder, die die Amper bildete. Da sprach der gottesfürchtige Graf: »Dort, wohin mein Speer fällt, will ich mir ein Klösterlein bauen.«

Mit diesen Worten erhob er mit gewaltigem Arm seinen Speer und schleuderte ihn über die Amper. Der Speer fiel auf dem Platz nieder, wo jetzt noch das Klösterlein und die Kirche zu Grafrath stehen. Alsbald begann der heilige Rasso den Bau des Klosters, übergab die Regierung seines Gaus dem Sohn Friedrich, begab sich selbst unter die Zahl der Mönche und starb im Jahre 954 im Ruf der Heiligkeit.

 


 


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