Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Jungfrauen der Petersstirn

Das Jungfrauenkloster auf der Petersstirn wurde später in ein Mönchskloster verwandelt und 1283, als es schon ganz verfallen war, an den Deutschherrenorden abgetreten, der ein Ordenshaus daraus machte.

Auf dem Berg, wo das Kloster stand, der jetzt ganz mit Rebenpflanzungen überdeckt ist, soll ein großer Schatz vergraben liegen. Viele haben schon zu verschiedener Zeit und Stunde drei Jungfrauen in schneeweißen Kleidern auf diesen Mauertrümmern sitzen sehen.

Einer Frau aus Schweinfurt erschienen einst diese drei Jungfrauen im Traum und sagten ihr an, sie möge auf die Petersstirn gehen und dort einen Schatz heben. Sehr frühzeitig erwachte die Frau, kleidete sich an und wurde von einer wahren Sehnsucht nach jenem Ort erfüllt, dem sie unverweilt zueilte. Schon stand sie am Fuß des Berges, als die ersten Strahlen der Morgensonne jene Mauertrümmer und das kleine Häuschen vergoldeten, das daneben für die Weinbergshüter erbaut ist – da erblickte sie droben die drei Jungfrauen geradeso, wie sie ihr im Traum erschienen waren, freundlich winkend. Aber der wunderbare Anblick dieser geisterhaften Wesen erschreckte die Frau auf den Tod, so daß sie bewußtlos niedersank. Andere Weinbergsleute fanden sie und brachten sie wieder zum Bewußtsein. Hastig blickte sie nach den drei Jungfrauen, doch diese waren verschwunden.

Als die Frau zu ihrem Mann zurückgeführt wurde, schimpfte dieser sie aus, daß sie nicht mehr Mut an den Tag gelegt hätte, sie würde ihr und sein Glück gemacht haben.

Auch einem Bürger aus Schweinfurt sind auf der Mainleite, dicht über der Petersstirn, als er auf der alten Straße fuhr, in einer stürmischen Novembernacht die drei Jungfrauen, schleierweiß auf der Mauer stehend, erschienen. Und es schauerte ihn so, daß er eilend vorüberfuhr.

 


 


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