Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Teufel als fahrende Hexe

Auf dem Reichstag, der 1606 zu Regensburg gehalten wurde, soll sich nachfolgender erschrecklicher Vorfall begeben haben:

In der Wallerstraße bei Herrn Georg Freißlich, Vormundamtsassessor, wohnte der Kanzler des bambergischen Abgesandten. Dieser sah eines Abends zum Fenster hinaus und gewahrte zwei fahrende Jungfrauen von ungemeiner Schönheit, die in der Gasse auf und ab wandelten. Alsbald ließ er sie durch seinen Diener zu sich bitten; sie haben auch nicht lang widersprochen und sind gekommen. Nachdem er eine Zeitlang seine Kurzweil mit ihnen gehabt hatte, offenbarte sich die eine plötzlich als der Teufel selber und setzte mit greulicher Erscheinung den Kanzler derart in Furcht, daß er sich, um seinen Kragen zu retten, mit Leib und Seele verschrieben hat.

Später wurde er in Bamberg in die Hexeninquisition mit hineingezogen, wo er dann auf der Tortur bekannt hat, daß zwei Bürger von Regensburg – nämlich sein Hauswirt, Herr Freißlich, und Hans Lehner, Münzmeister – um den Fall gewußt haben und auch schon mit solchen Dingen umgegangen sind; wie sie ihn dann, als er einmal mit ihnen zur Donau spazierenging, im Namen des Teufels getauft und so in die höllische Bruderschaft aufgenommen hätten. Der Bischof von Bamberg schrieb dieser zwei Bürger wegen nach Regensburg und notifizierte einem ehrbaren Rat die Sache. Sie waren aber beide schon tot und begraben, und man hat gegen ihre Leichname nichts vorgenommen.

Es ist jedoch denkwürdig und gleichsam eine Anzeige der Strafe Gottes gewesen, daß alle beide vor ihrem Ende am Leib den Kalten Brand erlitten und ihnen von den Wundärzten etliche Glieder abgenommen werden mußten. Raselius schreibt, er habe dies mit eigenen Augen gesehen.

 


 


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