Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Höhlung bei Sandau

Von dem ehemaligen Benediktinerkloster Sandau, unterhalb dem heutigen Landsberg am Lech gelegen, das im Jahre 954 von den Hunnen zerstört worden ist, steht keine Spur mehr, wenn nicht die Kirche des heiligen Benedikt, die an dem Platz sich erhebt, wo lange Zeit der große Markt Sandau gestanden ist, als eine solche bezeichnet werden kann. Die romantische Lage von Sandau, dessen ehemalige Bedeutsamkeit und die gegenwärtige Unwichtigkeit des Ortes sind vorzüglich geeignet, verschiedene Sagen im Munde des Volkes zu erhalten. Von den Burgfräulein, die man bei dem unterhalb Sandau gelegenen Schloß, das versunken sein soll, gesehen hat, ist schon an einem anderen Ort Erwähnung geschehen.

Außerdem ist eine Höhlung oberhalb Sandau merkwürdig, die so hoch war, daß ein Mann darin aufrecht gehen konnte und noch vor einem halben Jahrhundert weit landeinwärts gegangen sein soll. Wagehälse sollen damals bisweilen den schauerlichen Ort besucht haben, weil sie hofften, Geld und Reichtümer zu finden, die dort begraben wären. Einige hätten große Kisten gesehen, die aber von gewaltigen Hunden mit feurigen Augen bewacht worden wären. Mit größter Gefahr sind diese kühnen Leute wieder zurückgekehrt, und dann hat es lange kein Mensch mehr gewagt, die unterirdische Reise vorzunehmen.

Seit einem Jahrhundert oder länger war man der Meinung, diese Höhle sei der Ort gewesen, wo man im Schwedenkrieg und zu anderen unruhigen Zeiten die Schätze verborgen habe, die jetzt der Teufel bewache. Auch glaubt das Volk, daß die Höhle unter der Erde bis Penzing fortgelaufen sei und ihren Ausgang in der dortigen ehemaligen Schloßkapelle gehabt habe. Einige sagen auch, daß dieser unterirdische Gang zu geheimen Gerichten (Femegerichten?) benützt worden sei.

 


 


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