Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Feuerglocke zu Hof

Von B. Görwitz

        Zu Hof wollt' ein Meister auf Ehrhards Wiesen
Eine schöne, klangreiche Glocke gießen,
Die weit und breit mit dem ehernen Mund
Verkünde die heilige Gottesstund'.
Drum trugen die Nachbarn mit gläubigem Sinn
Manch' Stücklein Goldes und Silber hin
Und warfen es in die Glockenspeis'
Zum helleren Klang, zu Gottes Preis! –
Und doch – so geschickt auch der Meister war –
Das Werk mißriet ihm ganz und gar.
Und zum zweiten Mal wagt' er in Gottes Namen
Den köstlichen Guß mit Gebet und Amen,
Und zum zweiten Mal war die Hoffnung verloren
Und ein Mißding von einer Glocke geboren! –
Drauf goß der Meister in Zorneswut
Zum dritten Mal die metallene Flut
In 's Teufels Namen in die Form,
Und die Glock' geriet nach Regel und Norm. –
Doch als sie erprobt ward, da tönt' ihr Klang
Wie Ingrimm und höllischer Hohngesang
Und wecket statt Andacht Schrecken und Grau'n,
Kein frommer Sinn konnt' ihrem Klang vertraun;
Solch schrecklicher Ruf für ein Gotteshaus
Schloß jegliche gläubige Seele aus! –
Drum hing man die falsche hoch auf den Turm
Als Unglücksprophetin bei Feuer und Sturm,
Und sooft sie ertönt in Nacht und Graus,
Lacht der Teufel in ihr den Meister aus!

 


 


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