Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die drei Särge

Von Karl Behlen.

              Zu Harburg auf der Feste, da stehn in dunkler Gruft
Drei Särge nebeneinander, umhaucht von Moderduft.

Es zog eine Jungfrau blühend ins schöne Rieser Land,
Da kam der Fürst gezogen und gab ihr seine Hand.

Ihr winkte vom blonden Haare gar schön der Myrtenkranz,
Der Bräut'gam tanzt im Saale mit ihr den Hochzeitstanz.

Der Frühling kam gezogen, es blühten Berg und Tal,
Die Myrt' im blonden Haare noch schöner im Fürstensaal.

Es kam der heiße Sommer, da fand der Fürst den Tod;
Da nahm sie den Witwenschleier, weint' ihre Äuglein rot.

Dann rauschte der Herbst vorüber in schauerschneller Flucht;
Da reift ihr unterm Herzen der Liebe holde Frucht.

Und als der Winter gekommen daher mit kaltem Zug,
Der wob um Myrt' und Blüte ein weißes Leichentuch.

Wohl blühte der Frühling wieder – da standen in dunkler Gruft
Drei Särge nebeneinander, umhaucht von Moderduft.

 


 


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