Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die verzauberte Jungfrau auf dem Waldstein

Der Schäfer eines Edelherrn zu Stockenroth hütete Tag für Tag im Wald droben. So kam er mit seiner Herde auch immer an die Felsen des Waldsteins. Da wurde er einmal darauf aufmerksam, wie sein Hund regelmäßig eine Zeitlang verschwand, dann aber fröhlich und wohlgenährt zurückkehrte. Das setzte ihn baß in Verwunderung; welche verborgene Hand reichte dem Tier das Futter?

Als sich nun der Hund wieder entfernte, ging er ihm nach; da kam er an eine heimliche Tür in dem Felsen, die er noch nie gesehen hatte, und als er furchtlos die Schwelle überschritt – siehe, da trat ihm eine weißgekleidete Jungfrau entgegen, die bat ihn inständig, er solle sie küssen, auf daß sie erlöst werden möchte. Herzhaft tat es der Schäfer, da wurde die schöne Jungfrau froh, zeigte ihm einen großen Kasten, auf dem ein schwarzer Hund lag, und reichte ihm eine Lilie mit dem Bedeuten, das sei der Schlüssel zu diesem Kasten, er dürfe nun alle Tage wiederkommen und drei Griffe tun. Das solle der Lohn für seinen Mut sein.

Der Schäfer merkte sich dies wohl und kam Tag für Tag mit der Lilie wieder; sowie er in die Höhle trat, sprang der Hund vom Kasten herunter, und er tat drei Griffe in die herrlichen Schätze. So wurde er ein reicher Mann, ohne daß jemand davon wußte. Als er nun des Reichtums genug hatte, gab er seinen Dienst auf und zog nach Sachsen. Dort erzählte er einstmals von seiner Geschichte auf dem Waldstein, da verschwand auch alsbald der Zauberschlüssel.

 


 


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