Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Friedrich Barbarossa

Von F. J. Freiholz

              In Würzburgs alten Straßen,
Da steht ein stolz Gebäud',
Das prangt als ein Gedächtnis
An Deutschlands Ritterzeit.

Die Fenster sind verfallen,
Die Zimmer stehen öd,
Und durch die alten Gänge
Der kalte Sturmwind weht.

Die Raben auf dem Dache,
Die krächzen hohl ein Lied,
Von einem alten Kaiser
Der tot durch Deutschland zieht.

Er zieht durch alle Reiche,
Die ihm einst untertan,
Und fängt ob Deutschlands Trennung
Stets neu zu weinen an.

Doch kommt er hin nach Würzburg
Und schaut das stolze Haus,
Dann hört er auf zu weinen,
Dann sieht er freudig aus.

Und schönere Gefühle
Durchströmen seine Brust,
Er sieht des Hauses Zinnen
Von ferne schon mit Lust.

Und um die Geisterstunde
Kommt er drum jeden Mond,
Durchschreitet all die Zimmer,
Die einstmals er bewohnt.

Und in dem großen Saale,
Da sitzt er stundenlang,
Da klingt's in seinen Ohren
Wie himmlischer Gesang.

Er denkt vergangner Freuden,
Er denkt vergangner Lust,
Und unter seinem Panzer
Schlägt höher ihm die Brust,

Hier ward vor vielen Jahren
Sein Weib ihm angetraut,
Drum wird er da so fröhlich
Und seine Freud so laut.

Er möchte nimmer scheiden,
Da möcht' er immer sein,
Doch mit dem Hahnenrufe
Muß er ins Grab hinein.

Das ist der alte Kaiser,
Das ist der alte Held,
Friederich Barbarossa,
So nannte ihn die Welt.

 


 


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