Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Wallfahrtskirche bei Freystadt

In der Nähe von Freystadt war um das Jahr 1644 eine ziemlich unfruchtbare Heide, auf der die Knaben das Vieh zu weiden pflegten. Einmal bauten sie in kindlicher Einfalt und Frömmigkeit ein schlechtes Kirchlein aus Lehm und Erde, eben an der Stelle, wo die heutige Wallfahrtskirche steht. Dieses kindische Gebäude verzierten sie auch mit einem kleinen Muttergottesbild; als aber das Bauwerk zusammenfiel, führten sie ein stärkeres von Stein auf, stellten voriges Bildlein hinein, setzten auch ein Türmlein mit einem Glöcklein darauf und vor die Tür ein Opferstöcklein, in dem bald zu großer Verwunderung Geld gefunden wurde.

Acht Jahre lang stand dieses Kindergebäude, als es auf Befehl geistlicher und weltlicher Obrigkeit abgerissen wurde. Weil aber die Einwohner von Freystadt darüber nachdenklich wurden, hat Herr Friedrich Kreichwich, Drahtzieher und dortiger Bürgermeister, eine neue Kapelle aufbauen, auch später vergrößern lassen. Endlich haben auf Antrieb der Frau Gräfin von Tilly 1681 etliche Franziskaner neben dem Kirchlein Wohnung genommen.

An dem Tag, da diese eingezogen sind, begab sich folgende Wundertat: Als nämlich der Guardian, P. Zacharias Ginthner, vormittags um zehn Uhr an ebendem Ort, wo neben der jetzigen Kapelle ein Lindenbaum gestanden war, in Gegenwart vielen Volks predigte und Maria, die Mutter des Herrn, mit einem Meerstern verglich, ist ungeachtet der sehr hellen Sonnenstrahlen von allen Gegenwärtigen ein schöner Stern am Himmel gesehen worden, so lange, bis die Predigt vollendet war. Deswegen wurde auf dem Dach der jetzigen Kapelle zum ewigen Denkzeichen auf jeden der vier Nebentürmlein ein metallener Stern gesetzt, wie noch heutigentags zu sehen ist.

 


 


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