Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Gustav Adolf in Würzburg

Von F. J. Freiholz

            Unterm Schalle der Trompeten
Zog der wilde Held von Schweden
In die Frankenhauptstadt ein.
Kinder täten 's Liedlein summen:
»Schwed' ist kummen, hat genummen
Selbst das Blei vom Fensterlein.«

Üb'rall raubten die Soldaten,
Täten üb'rall großen Schaden,
Treulich half ihr König mit.
Leer war Würzburg schon an Schätzen,
Ach – da sah man mit Entsetzen,
Wie er zum Spitale schritt.

Doch ein Priester fromm und bieder
War des reichen Stiftes Hüter,
Und der sprach zum König frei:
»Raube nicht und hab Erbarmen,
Dieses Gut gehört den Armen,
Das wär' Gottesräuberei!«

Und er reichet untertänig
Jetzt dem wilden Schwedenkönig
Ein beschriebnes Pergament:
»Nimm und lies die Stiftungsgabe,
Die ich hier in Händen habe;
Es ist Julius' Testament!«

Und mit merklichem Verdrusse
Las der Schwede; an dem Schlusse
Julius' Drohung, dieser Satz:
»Greifet je mit gier'gen Händen,
Andrem Zweck ihn zuzuwenden,
Einer nach dem Spittelschatz –

Den will in den letzten Tagen
Ich vor Gottes Thron verklagen,
Fluch beschwör' ich auf sein Haupt!
Ewig soll es so verbleiben,
Wie es steht in diesem Schreiben;
Fluch, wer Ändrung sich erlaubt!«

Da sprach Gustav zu dem Hüter:
»Ich belass' euch alle Güter,
Keinen Pfennig rühr' ich an;
Gott behüt', mit diesem Pfaffen
Mag ich drüben nichts zu schaffen
In der andere Welt mehr han.«

 


 


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