Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Dombaumeister zu Bamberg

Der Dombau zu Bamberg war einem griechischen Meister aufgetragen. Zu diesem kam ein Jüngling mit der Bitte, er wolle ihn zum Gehilfen nehmen, da man doch zu zweit gewiß weiter komme, als wenn einer das riesenhafte Werk zu fördern habe. Der Dombaumeister willigte in den Vorschlag ein und übertrug dem Gehilfen den Bau des Peterstors, während er selbst das Georgentor übernahm. So arbeiteten die zwei rastlos an dem Werk, ein jeder bemüht, es dem anderen in Schnelligkeit und Tüchtigkeit des Baus zuvorzutun.

Bald bemerkte man aber, daß der Bau des Georgentors viel rascher vonstatten ging. Das verdroß den Jüngling sehr, und als er sich nicht mehr zu helfen wußte, verschrieb er seine Seele dem Teufel, auf daß ihm dieser Rat schaffen sollte. Von Stund' an änderte sich die Sache. Das Peterstor stieg rascher in die Höhe, während am Georgentor kein Fortschritt bemerklich war; was man am Tage schaffte, fiel nachts wieder ein, denn zwei ungeheure Tiere – halb Kröten, halb Löwen – umschlichen das Werk und unterwühlten die Arbeit des Dombaumeisters.

Wie nun der Teufel gedachte, sein Versprechen gelöst und den Ehrgeiz des Jünglings befriedigt zu haben, lud er diesen eines Tages ein, mit ihm auf die Höhe des Peterstors zu steigen und sich das Bauwerk von oben herab anzusehen. Der Jüngling folgte; als er nun oben stand, ergriff ihn der Teufel und schleuderte ihn jählings von der Höhe hinab.

 


 


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