Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Otelshauser Glocke

Über der Wern drüben, unweit Werneck, breitet sich eine weite Flurebene aus, auf der kein Dorf und kein Dach, kein Haus und kein Hof steht. Dort ist es nicht geheuer, und man kann sich leicht verirren, und manchen hat es auch schon irregeführt. Mitten in dieser Flurgemarkung hat einst vor vielen Jahren ein Dorf gelegen, Otelshausen geheißen, wo in der Heidenzeit eine Gottheit verehrt wurde. Als nun St. Kilian auch in diesen Gegenden das Christentum gepredigt hatte und die Bewohner sich dazu bekannten, geschah es, daß die Bewohner von Otelshausen sich wieder abwandten von der reinen Lehre, angeführt von den heidnischen Priestern; da fluchte ihnen der Apostel, und das ganze Dorf versank mit allen Bewohnern. Seine Flurgemarkung wurde darauf unter die Bewohner der Nachbarorte verteilt, das sind Theilheim, vulgo Dälheim, Schwanfeld, Eßleben und Waigolshausen, und von dieser Teilung soll der Name von Theilheim herrühren, weil dort die Teilung geschah und dieser Ort das meiste empfing.

Auf der Gemarkung von Theilheim scharrten lange nachher die Schweine eine Glocke aus der Erde, das war die Glocke aus der entweihten Christenkapelle des versunkenen Otelshausen; sie wurde eingeholt, auf den Kirchturm gehängt und ist lange nachher geläutet worden. Zum Andenken nahm das Dorf Theilheim eine Glocke in sein Siegel und führt dies bis auf den heutigen Tag.

 


 


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