Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Sankt-Georgen-Berg

Weit auf und ab im Wertachtal schaut die Kirche vom Sankt-Georgen-Berg bei Kaufbeuren, wo schon die Römer eine Niederlassung hatten, an deren Stelle eine mittelalterliche Burg gestanden sein soll, von der jetzt aber nichts mehr zu sehen ist. Von dieser Burgruine geht folgende Sage:

Lange Zeit, nachdem die Burg zerfallen war, sei ein unterirdischer Gang sichtbar gewesen, der in die Gewölbe der Burg geführt habe, wo ungeheure Schätze aufgehäuft lagen, von einer Jungfrau bewacht; daher hieß dieser Gang im Munde des Volkes das »Jungfernloch«.

Einstmals seien etliche Hirten beim Eingang zusammengekommen, und da hätten sie einen aus ihrer Mitte hineingeschickt. Nach langem, langem Wandern sei er in ein prächtig beleuchtetes Gewölbe gekommen, auf dessen Boden lauter Kisten mit funkelndem Geld gestanden seien, indes auf einem goldenen Stuhl eine schöne Jungfrau saß, die sich über seine Ankunft zu freuen schien. Sie habe mit der Rechten gewinkt, er solle nur nehmen, was er wünsche; der Hirtenknabe aber habe nur um so viel gebeten, daß er sich eine neue Geißel kaufen könnte, und er habe auch nicht mehr mitgenommen, worüber die Jungfrau laut geweint habe.

Als er wieder herausgekommen sei, hätten die anderen Hirten ihn ausgescholten, daß er nicht mehr mitgenommen hätte. Dann hätten sie einen älteren hineingeschickt, und damit er wieder sicher herausfände, hätten sie alle ihre Geißeln aneinandergebunden. Wenn er alle Taschen voll habe, sollte er dann ein Zeichen geben. Die Hirten warteten lange, da habe die Geißel das Zeichen gegeben. Wie sie erwartungsvoll hineinblickten, hätten sie nichts gefunden als einen Bocksfuß, der Hirte aber sei nicht mehr herausgekommen.

 


 


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