Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Kunigundenlinde im Burghof

Kaiser Heinrich jagte eines Tages in den Nürnberger Wäldern. Sehnsüchtig harrte seine treue Gemahlin Kunigunde des Heimkehrenden. Als es aber schon Abend wurde und der Kaiser noch immer nicht kommen wollte, da wurde die edle Frau bekümmert in ihrem Herzen und schaute ein um das andere Mal sorgenvoll vom Söller der Burg in die Weite. Endlich verkündeten das Gebell der Hunde und der Hufschlag der Rosse die Ankunft des teuren Herrn. Voll Freude ging ihm die Kaiserin entgegen und fragte ihn, warum er doch heute viel später als sonst von der Jagd zurückkehrte.

Darauf entgegnete ihr Heinrich, wie er vor allem Gott danken müsse für die wunderbare Erhaltung seines Lebens. Denn als er in pfeilschnellem Ritt einer Hindin nachsetzte, habe sich nur wenige Schritte vor ihm ein Abgrund aufgetan, in den er mit seinem Rappen unaufhaltsam hinabgestürzt wäre, wenn nicht ein uralter, schwarzer, vom Blitzstrahl halb verkohlter Lindenstamm am Rand der Schlucht das Roß zurückgeschreckt hätte. Zum Andenken habe er sich von den wenigen grünen Zweiglein der Linde eines mitgenommen, um es seiner treuen Gemahlin zu verehren.

Mit Dankestränen in den Augen soll die Kaiserin das Zweiglein empfangen und sogleich im Hof der Burg in frischen Boden gepflanzt haben, wo es dann zu einem herrlichen Baum emporwuchs.

 


 


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