Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Graf Eberstein

Von L. Uhland.

        Zu Speyer im Saale, da hebt sich ein Klingen,
Mit Fackeln und Kerzen ein Tanzen und Springen,
    Graf Eberstein
    Führet den Reihn
Mit des Kaisers holdseligem Töchterlein.

Und als er sich schwingt nun im lustigen Reigen,
Da flüstert sie leise, sie kann's nicht verschweigen:
    »Graf Eberstein,
    Hüte dich fein,
Heut nacht wird dein Schlößlein gefährdet sein.«

Ei! denket der Graf, Euer kaiserlich Gnaden,
So habt Ihr mich darum zum Tanze geladen!
    Er sucht sein Roß,
    Läßt seinen Troß
Und jagt nach seinem gefährdeten Schloß.

Um Ebersteins Feste, da wimmelt's von Streitern,
Sie schleichen im Nebel mit Haken und Leitern.
    Graf Eberstein
    Grüßet sie fein,
Er wirft sie vom Wall in die Gräben hinein.

Und als er Herr Kaiser am Morgen gekommen,
Da meint er, es seie die Burg schon genommen.
    Doch auf dem Wall
    Tanzen mit Schall
Der Graf und seine Gewappneten all.

»Herr Kaiser, beschleicht Ihr ein andermal Schlösser;
Tut's not, Ihr verstehet aufs Tanzen Euch besser.
    Euer Töchterlein
    Tanzet so fein,
Dem soll meine Feste geöffnet sein.«

Im Schlosse des Grafen, da hebt sich ein Klingen,
Mit Fackeln und Kerzen ein Tanzen und Springen,
    Graf Eberstein
    Führet den Reihn
Mit des Kaisers holdseligem Töchterlein.

Und als er sie schwingt nun im bräutlichen Reigen,
Da flüstert er leise, nicht kann er's verschweigen:
    »Schön Jungfräulein,
    Hüte dich fein!
Heut nacht wird dein Schlößlein gefährdet sein.«

 


 


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