Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Das weiße Pferd am Katzensteg

Wenn sich ein Bewohner Türkenfelds im benachbarten Geltendorf verspäten sollte und er zur Nachtzeit nach Hause geht, bekreuzigt er sich allemal, sobald er sich dem sogenannten Katzensteg nähert. Es ist auch dort unheimlich, und beim Mondenschein werfen die schwarzen Erlen, die am Bächlein wachsen, das hier durch sumpfigen Grund fließt, einen melancholischen Schatten auf den Steg, der über den kleinen Sumpf gelegt ist. Ängstlich sieht der Wanderer umher, und wenn ein Blättlein rauscht, so betet er ein Vaterunser und ein Ave-Maria, daß die Gefahr von ihm abgewendet werde.

Vorzeiten hausten hier die Geister gewaltig, und es ging selten jemand vorüber, ohne von einer Erscheinung geschreckt zu werden. Selbst mutige Burschen, die in Gesellschaft über diese Geister spotteten, haben von Angstschweiß triefend die Flucht ergriffen. Am öftesten ließ sich aber ein weißes Pferd sehen; manchmal ohne Reiter, die Wanderer neckend, manchmal mit einem Reiter den Vorübergehenden drohend. An diesen Spuk glauben die Bewohner der Gegend noch heutzutage und wissen manches zu erzählen, was Vorübergehenden widerfahren sein soll.

 


 


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