Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Das Kloster auf dem Engelsberg

Von J. F. Adrian.

        Dort oben auf des Berges Rücken
Erglänzt im goldnen Sonnenschein
Ein Kloster vor des Wandrers Blicken
Und ladet still zur Andacht ein.
Wie dieses Kloster hier gegründet,
Das fromme Wort euch jetzt verkündet.

Vor alters stand an dieser Stelle,
Von Eichen friedlich still umhüllt,
Wohl eine heilige Kapelle
Mit Marias wundervollem Bild;
Und viele Pilger kamen,
Die Hilf und Tröstung von ihm nahmen.

Wenn Sommernächt' den Himmelsbogen
Mit ihrem goldnen Sternentanz
Und hellem Mondenschein umzogen,
Da strahlt ums Kirchlein Heil'genglanz,
Und Engelein auf Himmelsschwingen
Umschwebten es mit süßem Singen.

Und an dem Bild der heil'gen Frauen,
Da war in stiller, klarer Nacht
Ein helles Lichtlein stets zu schauen
Das flammt' in hehrer Himmelspracht
Und glänzte durch der Eichen Dunkel
Ins Tal ein sel'ges Sterngefunkel.

Und andachtsvoll aus allen Gauen
Die Menge hin zum Berge wallt,
Das heil'ge Wunderbild zu schauen,
Durch treuer Bitten Allgewalt
Des Himmels Hilf sich zu erflehen –
Getröstet all von dannen gehen.

Da wölben sich zu hohen Hallen
Der Eich' und Fichte kräftige Höh'n,
Und fromme Mönche sieht man wallen
Und betend an dem Bilde stehn,
Und Segen strömt vom Wunderbilde
Hinab auf blüh'nde Maingefilde.

Und weil, wo holde Englein sangen,
Auf ihr Geheiß der Bau entstand,
Ward auf des gläub'gen Volks Verlangen
Das Kloster Engelsberg genannt;
In manches Herz, von Freud' geschieden,
Quillt da der Engel reiner Frieden.

Noch oft bei goldnem Sternenreigen
Entzücket frommer Mönche Ohr
Mit süßem Klang von Harf' und Geigen
Der lieben Englein Feierchor;
Gott preisend sinken dann die Brüder
In tiefer Andacht Gluten nieder.

 


 


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