Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Hubirg

Im herrlichen Pegnitztal, eine halbe Stunde südöstlich von der Stadt Hersbruck, erhebt sich zu einer Höhe von 1700 bis 1800 Fuß die mächtige Hubirg. Südlich und nördlich, zwischen ihr und den gegenüberliegenden steilen Berggruppen, winden sich, von forellenreichen Gebirgsbächen durchrauscht, enge, romantische Seitentäler, während sie mit der Vorderseite stufenweise ins Haupttal vortritt. Steigt man von dem am südlichen Fuß gelegenen Dorf Happurg bergan – sei es an der schauerlich-tiefen Schlucht vorüber oder weiter hinten, dem sogenannten hohlen Felsen zu, einer Grotte, die inmitten einer schroff aufstrebenden, ungeheuren Felsenmasse sich wölbt –, und gelangt man so allmählich empor auf den Grat des Berges – da schweift das Auge mit Entzücken weithin über die wiesengrünen Niederungen, die hopfenberankten Felder, die waldbelaubten Talwände und Berghöhen, die hie und da mit Burgtrümmern oder Kapellen geschmückt sind. Da zeigt sich vor allem hoch in den Wolken der Hohenstein, mahnend an eine große Vorwelt, an die Zeit der Hohenstaufen, die – so sagt man – nicht selten dort weilten; da gewahrt man rechts von den gleichfalls sichtbaren Türmen der Stadt und Feste Nürnberg die Kapelle der heiligen Kunigunde, die nebst ihrem frommen Gemahl noch immer beim Volk hier in gesegnetem Andenken steht.

Was bedeutet aber die Schanze, die rings um den Kulm des Berges ungefähr anderthalb Stunden lang, oft noch in ziemlicher Höhe, hinläuft? Ist's ein Werk von Römern, Germanen oder einem anderen Volk? Diente die Bergkuppe zum Heerlager, oder war da vorzeiten ein wallumfriedeter Götter- und Opferhain? Die Gelehrten streiten darüber. Das Volk aber trägt sich mit einer alten Sage.

Ein Teil des Walls führt noch den Namen »Hunnengraben«. Die Hunnen, so heißt es, hatten sich dort auf schwer zugänglichem Gipfel gelagert und haben dort ihren König Etzel, die Geißel Gottes, begraben. Ein silberner Sarg, von Berggeistern bewacht und geschirmt, umschließt das modernde Gebein des Weltbedrängers. Da schleicht mit Schaufel und Hacke nächtlicherweile wohl der und jener aus dem Volk hinauf und gräbt und sucht nach dem kostbaren Totenmal. Davon hat sich freilich bis zur Stunde noch nichts gezeigt; jedoch Münzen aus der Römerzeit und irdene Aschenkrüge wurden bei derartigem Nachforschen oft zutage gefördert.

Wohl berichten die Geschichtsbücher anderes von Ort und Stelle, wo Attila gestorben und wo er bestattet wurde. Eigentümlich aber ist's, daß in der Nähe der Hubirg etliche Namen von Ortschaften an die Hunnen erinnern, wie Etzelwang, Hunnas, Haunriz.

 


 


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