Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Kloster Marienstein bei Eichstätt

In diesem Jungfrauenkloster wird ein uraltes anmutiges Kruzifixbild aufbewahrt, das, wie die Schwestern ständig vorgaben, mit einer ihrer Mitschwestern vor hundert Jahren geredet habe, und dies soll sich folgendermaßen zugetragen haben.

Als man im ganzen Kloster drei Tage lang den Geruch und den Rauch einer Feuersbrunst verspürte und doch niemand wußte, wo diese verborgen sei, suchten jene Schwestern, denen die Feuerstätten – wie Bäckerei, Brauhaus und dergleichen Orte – anvertraut waren, überall nach, konnten aber nirgends verborgenes Feuer entdecken. Alle waren deshalb in Sorge.

Eine unter ihnen, die ihren heiligen Gehorsam in der Küche versah, trat nicht ohne sonderbare Eingebung Gottes zu dem genannten Kruzifix und suchte göttliche Hilfe und Rat, fiel nieder auf die Knie und betete inbrünstig zu Gott, seine Dienerinnen nicht zu verlassen. Und siehe – das Kruzifix fing an zu reden und den Ort, wo das Feuer verborgen war, mit den Worten anzuzeigen: »Gehe hin in das Kohlhäuslein, auf dem Kasten wirst du das Feuer finden.« Und so ist es gefunden worden.

Dasselbe Kruzifixbild soll, wiewohl es sehr trocken gestanden war, im Jahre 1633 am 23. Juli abends um 9 Uhr häufig Zähren vergossen und am ganzen Leib geschwitzt haben, so daß die hellen Wassertropfen in großer Menge herabgelaufen sind und das Kreuz samt dem Stock befeuchtet wurde. Dies bezeugten alle Schwestern, die es mit eigenen Augen gesehen hatten und die die ganze Nacht dabei im Gebet verharrten. Dies ist für ein gewisses Zeichen und eine Vorbedeutung des großen Unheils, das dem Kloster begegnet ist, gehalten worden, da am 7. Februar 1634 die schwedischen Reiter das Gotteshaus und das Kloster, das sie für Rebdorf ansahen, in Asche legten.

 


 


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