Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Karl der Große im Untersberg

Von Karl Ulmer

            Da wo der Alpen Gruppe
Umgrenzt den bayrischen Gau,
Erhebt mit hoher Kuppe
Ein Berg sich düstergrau.

Dort hört man bald ein Gedröhne
Wie schaurigen Waffenklang,
Bald rauschende Orgeltöne
Und hehren Festgesang.

Tief in des Berges Schoße
Erstreckt sich ein hoher Saal;
Drin hauset Karl der Große,
Die Recken mit ihm zumal.

Mit Zepter und Kaiserkrone,
Mit langem weißem Bart,
So sitzt er auf marmornem Throne
Und waltet nach alter Art.

Oft fragt er nach seinem Volke,
Ein Herold gibt Bericht;
Da mehrt sich stets die Wolke
Auf Karls Angesicht.

Und neben steigt im steilern
Geschicht ein Gewölb empor,
Getragen von strebenden Pfeilern,
Mir Orgelruf und Chor.

Hier steht, umstrahlt von Lichtern,
Der Bischof am Altar,
Um ihn mit strengen Gesichtern
Der Priester greise Schar.

»Die Kirche – sie ist zerfallen«,
Erschallt des Bischofs Wort;
»Doch lebt in unsern Hallen
Der wahre Glaube fort.«

»Das Reich – es liegt in Trümmern«,
So ruft der Kaiser mit Macht;
»Doch webt es ohne Verkümmern
Hier unten in firner Pracht.«

»Und sind erfüllt die Zeiten«,
Erwidern alle zugleich,
»Dann wappnen wir und bereiten
Das neue, heil'ge Reich.«

 


 


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