Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Schwanksagen von Berching, Hilpoltstein, Heideck und Neumarkt

Die Berchinger fingen einmal einen großen Hecht in ihrem Stadtgraben. Als sie ihn ans Land gebracht hatten, riß er immer das Maul auf und zu und schnappte nach Wasser. Da meinten sie, er wolle singen, und sperrten ihn in einen Vogelbauer, hingen ihn im Rathaus auf und warteten auf den Gesang.

Am Tor von Hilpoltstein stand ein Brunnen, dessen Trog überlief, wodurch der Weg am Tor für die Vorübergehenden im Winter sehr glatt und gefährlich wurde. Da beschloß der Hohe Rat, daß fortwährend einige Bürger abwechselnd mit großen Kübeln das Wasser aus dem Grand schöpfen und vors Tor hinaustragen sollten.

In Heideck fand man auf der Straße einmal ein großes Ochsenhorn. Man studierte sich ab, was dies sein möge, und erkannte endlich, daß es eine Klaue vom Vogel Greif sei. Seitdem soll Heideck eine Greifenklaue im Wappen führen.

In Neumarkt in der Oberpfalz flogen anfangs des neunzehnten Jahrhunderts dunkle Wolken gerade während der Fronleichnamsprozession über dem Kirchturm weg, da rief einer: »Der Turm wackelt, der Turm fällt ein«, und alle – Fahnenträger, Geistliche, Beamte, Musikanten und Volk – liefen in größter Angst davon.

In jeder der genannten vier Städte kann man erwähnte Schwanksagen von den drei anderen erzählen hören; wer aber in Berching nach dem Hecht, in Hilpoltstein nach dem Brunnen, in Heideck nach der Greifenklaue, in Neumarkt nach dem Turm fragt, dem kann mehr Schimpf und Grobheit zuteil werden, als ihm lieb ist, wenn er nicht gar eine tüchtige Tracht Prügel davonträgt.

 


 


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