Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Maria von der Nessel

In der Karmeliterkirche zu Straubing befindet sich ein Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes, von dessen Herkommen folgendes erzählt wird.

Anno 1442 am Festtag des heiligen Markus ist von der Klerisei und der Bürgerschaft aus der Reichsstadt Heilbronn zu der nahe gelegenen alten Pfarrkirche gen Pöcking hinaus die gewöhnliche Prozession gehalten worden. Nicht weit vor dem Stadttor in einer Feldmauer am Weg stand ein geschnitztes Bild der schmerzhaften Muttergottes, das von Nesseln stark überwachsen und darum von niemandem beachtet worden war. Als nun die Klerisei samt der Bruderschaft bei diesem Bild vorüberkam, war kein einziger Mensch dort anzutreffen.

Als aber die Prozession wiederum in Ordnung nach Hause ging, wurde man viel Volk in der Ferne gewahr, das die Bürgerschaft in Furcht setzte, weil man glaubte, die Stadt müsse von einem Feind überfallen worden sein. Sie schickten also hin, um zu sehen, was dieser unverhoffte Vorfall bedeute; da vernahmen sie, daß dieses Volk – mehr als 500 Menschen an der Zahl –, von wunderbarer Andacht getrieben, ohne eines von dem anderen etwas zu wissen, aus den umliegenden Dörfern mit Geschenken und Opfer bei dem marianischen Bild zusammengekommen sei; worauf besagtes Bild zuerst in die Karmeliterkirche zu Heilbronn, später aber, im Jahre 1661, auf Befehl des Karmeliterprovinzials in die Stadt Straubing in Bayern übersetzt worden ist.

 


 


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