Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Pappenheims Tod

Von J. J. Sendtner.

                      Zu Lützen auf dem Felde, da geht was Großes vor,
Da blickt die Sonn' so blutrot durch dichten Nebelflor.

Zu Lützen auf dem Felde, da ziehn die Heere ein
Mit Schwedens Gustav Adolf, mit Deutschlands Wallenstein.

Doch sagt, was stellt dem Auge sich Pappenheim nicht dar?
Der streift auf Halles Feldern mit seiner Reiter Schar.

Die Schlacht beginnt zu donnern, daß weithin es erkracht;
Er hört's. »Das ist die Botschaft«, ruft er, »der Lützner Schlacht!«

Und furchtbar, wie der Bergstrom ins Tal herniedersaust,
Nach Lützen auf das Feld hin der Pappenheimer braust.

Und wie er fliegt und rennet, der Tag doch fast vergeht;
Blutrot, wie sie erwachte, die Sonn' im Westen steht.

Das Schlachtfeld – welch ein Anblick! Verzweiflung hier und dort,
Ob auch schon spät, doch rieselt das Blut noch immer fort.

Gefallen ist der Schweden gekröntes Heldenhaupt;
Des Tages Ruhm dem Friedland sein blut'ger Schatten raubt.

Und rings wogt finsterer Nebel und hüllt voll Grabgeruch
Die blutgetränkte Erde wie in ein Leichentuch.

»Ist alles denn verloren?« So ruft der Wallenstein;
Da trifft mit seinen Reitern der Pappenheimer ein.

Es ist, als ob gewartet die Schlacht mit ihrem Schluß
Auf noch ein großes Opfer, das jetzt noch bluten muß.

Wie auch die Reihn durchbrochen, wie auch das Heer geschwächt;
Der Pappenheim verzagt nicht und kommt noch eben recht.

Schnell ordnet er die Glieder und sucht im vollen Lauf
Mit seinen Regimentern den Schwedenkönig auf.

Mit dem ist's ihm vor allen an diesem Tag zu tun;
Solange der noch atmet, kann Pappenheim nicht ruhn!

Nun saust's – welch wilder Regen. Nun pfeift's – welch scharfer Wind! –
Ich wette, dies die Kugeln der Schwedenflinten sind.

Und wie gerade mitten in dickster Kugelsaat
So recht gepackt die Feinde der Pappenheimer hat,

Und was die Brust ihm drängte, der Arm vollführet frei –
Da trifft den Unerschrocknen der Kugel tödlich Blei.

Er steht – an seine Wunden die eine Hand gepreßt,
Indes er mit der andern noch hält den Degen fest.

Die Stirne zornentflammet, die Augen wild gerollt,
Sucht er nur jenen einen, dem all sein Inn'res grollt.

Erst als er hört die Kunde, daß Gustav Adolf tot,
Läßt frei sein Blut er fließen in Strömen purpurrot.

Und rufet laut: »Willkommen mir jetzt der Tod erscheint,
Da er zugleich gefallen, der meines Glaubens Feind.«

Und wir er stets gestanden, ein wackrer Kriegesheld,
So stirbt er, hoch berühmt auch den schönen Tod im Feld.

Dies ist das Lied von Gottfried, dem Grafen Pappenheim;
Dort hängt sein Reiterdegen – sein Leib, der ruht daheim.

 


 


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