Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Arnold Massenhauser

Als man zählte nach Christi Geburt 1323 Jahre, war Herr Arnold Massenhauser zu Massenhausen, Pfleger zu Kranzberg, der Nasenlose genannt, weil ihm die Nase fehlte, dazu allerhand Mißgestalt des Leibes anhing. Der hatte eine fromme Frau, auf diese warf er Verdacht bösen Umgangs mit einem seiner Knechte; er ließ demnach schnell das Todesurteil sprechen und beide am 5. Dezember 1323 zu Kranzberg auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Das junge Weib beteuerte vergebens seine Unschuld und bat wenigstens um des Knäbleins willen, das es seinem Herrn geboren hatte, um Erbarmen.

Als nun aber alles vergebens war und schon die Flammen des Scheiterhaufens ihren Leib ergriffen, faßte sie ihre letzten Kräfte zusammen und rief den verzweifelten Fluch: »Nie mehr soll einem Massenhauser ein Sohn geboren werden!«

Am anderen Morgen hörte Arnold die Messe, da sah er, als der Priester wandelte, anstatt des Gottesleichnams eine schwörende Hand zum Zeichen ihrer Unschuld, und von derselben Stunde hat er nie mehr beim Opfer der Messe den Leib des Herrn gesehen.

Es ging aber der Fluch seines unschuldigen Weibes an ihm in Erfüllung. Denn obgleich er Kapellen bauen ließ und Kirchen und Klöster mit reichlichen Gaben bedachte, so wurden ihm doch von einer zweiten Frau nur Töchter geboren – seines Vetters Hiltprand Söhne und sein Bruder Heinrich starben ohne Nachkommen, seine Brüder Arnold der Jüngere und Friedrich hatten nur Töchter –, und der eigene Sohn Wilhelm lebte schon viele Jahre in kinderloser Ehe mit Petrissa von Preising, als Arnold im Jänner 1365 durch den Einsturz eines brennenden Hauses sein Leben verlor.

 


 


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