Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Sagen vom Schloß Hofeck

Folgt man von Hof aus dem Lauf der Saale, so gewahrt das Auge bald ein schmales Tal, von einem kleinen Bach durchschnitten, an dessen Rand sich unter dunklen Fichten, schlanken Birken und waldigem Grün eine Felsenkuppe überraschend emporhebt. Auf ihrer Fläche ruht die ehemalige Ritterburg Hofeck. Ihre Besitzer halfen um das Jahr 1080 die Stadt Hof erbauen und übernahmen wahrscheinlich später die Schirmvogtei der dortigen Klöster, denn ein zur Zeit verfallener unterirdischer Gang soll in das Franziskanerkloster zu Hof geführt haben. Im Jahre 1410 von denen zu Eger erstürmt und später von den Hussiten belagert, erhielt sich die Burg dennoch in ihrer ursprünglichen Gestalt; als aber die schützend umgebenden Wälder dem Beil der Kultur erlagen, vertauschte sie ihre alte Bestimmung einer Ritterfeste mit der eines wohnlichen Schlosses. Der Burggraben wurde aufgefüllt, die Türme abgetragen, der Burghof überdacht, und so lassen nur ihre starken Mauern und ihre Lage den Zweck erraten, den sie sonst erfüllte.

Auch Hofeck hat seine Sagen, und im Volk erhielt sich manche Erinnerung der Art. So lebten dort zwei Besitzer, die sich gegenseitig tödlich haßten. Der eine bestach den Diener des anderen, dieser verriet seinen Herrn durch Anzünden eines Lichts, worauf er von jenem im heimlichen Gemach meuchlings erschossen wurde. Die Tür des Gemachs ist seit dieser Zeit zugemauert, das verräterische Licht wollen viele zu nächtlicher Stunde gesehen haben.

Eine andere Sage lautet: Zu Ende des vorigen Jahrhunderts war Hofeck im Besitz eines edlen Herrn, der seine meiste Zeit auf anderen, ihm ebenfalls zugehörigen Besitzungen verbrachte. Er hatte keinen Sohn, aber zwei blühende Töchter. Wenn er sich nun zuweilen in Hofeck aufhielt, so hatte er bald die jüngere, bald die ältere Tochter zu seiner Begleiterin. Die ältere befand sich dort sehr wohl, während die jüngere im Beisein ihres Vaters von unsichtbaren Händen auf alle mögliche Weise gequält wurde, während sie doch aus Furcht vor der Strenge des Vaters ihrem Schmerz keine Worte leihen durfte. Diese immerwährenden Neckereien hatten die Folge, daß nach dem Tod des Vaters die jüngere Schwester der älteren das Gut überließ. Von diesem Augenblick an hörten die Neckereien auf. Obgleich sie sich später noch öfter auf dem Schloß aufhielt, wurde sie doch nicht weiter beunruhigt.

Unter den Dorfbewohnern erhielt sich der Glaube, ein schwarzer Pudel umkreise nächtlich die Fluren des Schlosses.

 


 


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