Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Sagen vom Kloster Gnadenberg

Eines schönen Morgens ritt der Pfalzgraf Johannes, von fünf seiner Ritter begleitet, gen Altdorf. Als sie sich dem Eichelberg näherten, gewahrte der Fürst eine höhere Erscheinung, denn es leuchtete ihm gar freundlich ein Licht, von fünf Sternlein umgeben. Der Pfalzgraf fragte seine Begleiter, was das bedeute, worauf Christoph von Wolfstein erwiderte: »Edler Herr, das Wunder bedeutet, daß, wenn wir heute stürben, uns das himmlische Licht leuchten würde.«

»Mag sein«, entgegnete der Pfalzgraf; »ohne Denkzeichen soll diese Stätte nicht bleiben.« Darauf beschloß der Pfalzgraf, den von ihm beschlossenen Klosterbau auf dem »Fuchsberg« nach dem »Eichelberg« zu versetzen, der fortan »Gnadenberg« genannt worden ist.

Im Jahre 1635 hausten um Gnadenberg die Schweden, das Kloster aber wurde von den Truppen geschont aus Rücksicht auf seine Stifter. Da fiel auf eine Reiterabteilung des schwedischen Nachtrabs von Gnadenberg aus ein Schuß und tötete das Pferd eines Trompeters, was die Zerstörung des Klosters und der Kirche zur Folge hatte. Noch heutzutage gibt dies eine Inschrift auf einem Dachziegel am Eingang in die alte Kirche mit folgenden Worten kund: »Anno 1635 ist das Kloster Gnadenberg durch etliche schwedische Völker und theils altdorfische Bürger im Beisein selbigen Pflegers und des Löffelholz [Kriegshauptmannes] zu Nürnberg eines Pferdes halber, so den Schweden erschossen, abgebrannt worden.«

Auch beim Brand des Klosters schwebten wieder fünf Sternlein über der Kirche, die vor dem Verschwinden noch einen mächtigen Lichtglanz verbreiteten. Noch stehen die vier Wände der Kirche mit ihren prachtvollen Fensterbögen und bilden jetzt die kolossale Umzäunung eines Baumgartens, bemooste Obstbäume bilden das Dach der Gräber, Käuzchen und Eule singen die Hora; ob aber die fünf Sternlein sich je wieder zeigen werden, davon schweigt die Sage.

 


 


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